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5. Sonntag im Jahreskreis
9. Februar 2025
Warum hat Jesus auf der Suche nach Jüngern Fischer berufen und nicht Bauern? Vielleicht habt ihr diese etwas eigenartige Frage schon einmal gehört. Ein Bauer besorgt seinen Acker, sein Feld. Ein Feld ist ein abgegrenzter Bereich, klar umrissen, stabil. Ein Fischer dagegen muss unterwegs sein. Die Fischschwärme bleiben nicht immer auf demselben Platz. Ein Fischer muss dorthin, wo die Fische sind.
Damit soll nichts gegen die gute Arbeit von Bauern gesagt sein. Jesus verwendet viele Gleichnisse, die aus der Landwirtschaft kommen. Aber interessant ist es schon, dass ihm die Fischer so wichtig sind. Ein Fischer braucht ein feines Gespür dafür, wo sich die Fische gerade aufhalten.
Und damit sind wir bei dem, was uns das heutige Sonntagsevangelium mitgeben will. Es beschreibt Grundhaltungen, die für Christinnen und Christen wesentlich sind. Und was damals bei den ersten Jüngern, bei Petrus, Jakobus und Johannes gegolten hat, das gilt auch heute. Dazu drei Gedanken: Tiefe und Weite. Auf dein Wort hin. Folgen und fangen.
Tiefe und Weite
Nach seiner Predigt sagt Jesus zu Simon Petrus: „Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus.“ (Lk 5,4) Im Lateinischen heißt die Aufforderung Jesu: „Duc in altum.“ Und das Wort „altum“ kann man übersetzen entweder mit „Tiefe“ oder mit „Weite“ – je nachdem, ob ich nach unten messe oder in die Ferne. „Duc in altum“: Führe (das Boot) in die Tiefe! Oder: Führe (es) in die Weite! Die Tiefe und die Weite: Das ist der Platz für das Wirken Gottes.
Gott will in die Tiefe führen. Die seichte Unterhaltung, der oberflächliche Smalltalk, die platte Schicki-Micki-Welt ist nicht der Ort, wo Gott zu finden ist. Er wohnt in der Tiefe. Dort, wo das Leben an Tiefe gewinnt, dort, wo es „um das Leben“ geht, um Entscheidendes. An den Knotenpunkten des Lebens. In tiefer Freude, in Umbrüchen, in Leid und in Ausweglosigkeit, bei der Frage nach dem Sinn und dem Warum, in Orientierungsphasen.
Und: Gott wohnt in der Weite. Gott will nicht, dass das Leben eng wird, dass es uns den Atem nimmt, uns beklemmt und ängstlich macht. Gott will, dass wir eine innere Freiheit finden, auf-atmen, die Augen und das Herz weit aufmachen. Überall dort, wo der Mensch in die Enge geführt wird, in Abhängigkeit, in Zwang, in ein Gestrüpp von Unfreiheit, überall dort ist der Gott Jesu nicht zu finden.
Auf dein Wort hin
Das, was Jesus vorschlägt, ist verrückt, unsinnig. Die Arbeit einer ganzen Nacht war vollkommen umsonst gewesen, frustrierend, nur leere Mühe. Und der helllichte Tag ist keine Zeit zum Fischen – das weiß jeder Anfänger. Also völlig verrückt. Und was Simon Petrus dann tut, ist ebenso verrückt. Er fährt noch einmal hinaus auf den See. Lauter Verrückte.
Mir kommt da auch unsere kirchliche Situation in den Sinn. Scheinbar lohnt sich unsere Mühe nicht mehr. Es gibt so viel Enttäuschung, Ohnmacht, Frust. Immer wieder haben wir Eindruck, es ist alles umsonst. Die Erfahrung des „Umsonst“ gehört dazu. Schon bei den ersten Jüngern. Wir haben nichts in der Hand. Die Kraft, die Wirkung, sie kommen von „außen“. Der „Dynamo“ liegt nicht in unserer Macht und in unseren Fähigkeiten.
„Doch auf dein Wort hin werde ich…“ (Lk 5,5), sagt Simon Petrus. Auf dein Wort hin. Das klingt für unsere Zeit fremd. Wir wollen selbstbestimmt leben, eigenverantwortlich entscheiden. Wir wollen das tun, was wir uns überlegt haben, wofür wir gute Gründe finden. Warum tun wir etwas? Auf wen hören wir? Lassen wir uns im Glauben „locken“ und „bewegen“? All das geht nur im Vertrauen und in Freundschaft. Deshalb: Die Freundschaft mit Jesus pflegen und auf sein Wort lauschen.
Folgen und fangen
Von den ersten Jüngern heißt es: „Und sie zogen die Boote an Land, verließen alles und folgten ihm nach.“ (Lk 5,11) Das Wort „folgen“ ist uns aus der Welt der digitalen Medien vertraut. In social medias gibt es „followers“. Ein „Follower“ ist jemand, der sich für mich interessiert, der meine Nachrichten bekommen will, der mich vielleicht sogar schätzt und mir nahe sein will.
Und dann gibt es noch die „Fans“. Fanartikel, Fanclubs – all das blüht im Sport, in der Musik, bei Events. Fan sein bedeutet: Jemanden verehren, zu seiner „Gemeinde“ gehören wollen. Fans sind Bewunderer, Menschen, die einen anderen bestaunen, manchmal sogar „anbeten“. Jesus sucht nicht „Fans“, sondern „Folger“, Nachfolger. Menschen, die seinen Weg gehen und nach-gehen. Das Evangelium, die frohe Botschaft von Jesus, lädt ein, zu folgen.
Und dann ist da noch die Rede vom „fangen“. „Von jetzt an wirst du Menschen fangen“ (Lk 5,10) sagt Jesus zu Petrus. Wer möchte schon gefangen werden? Was ist damit gemeint? Ganz im Sinne dessen, was zur Freiheit führt, geht es darum, andere einzubinden, in die Gemeinschaft aufzunehmen, zu integrieren, den Schatz dessen, was Jesus gestiftet hat, vielen zugänglich zu machen. Auch das ist eine Aufgabe für heute.
Tiefe und Weite. Der Platz von Christinnen und Christen ist dort, wo Menschen in die Tiefe und in die Weite wachsen. Auf dein Wort hin. Es geht darum, wachsam auf Jesu Wort zu hören und sich von ihm auch „anstoßen“ zu lassen. Folgen und fangen. Die Kirche der Zukunft wird mehr als bisher eine Kirche derer sein, die aufgrund einer Entscheidung ihren Glaubensweg gehen und andere dazu einladen und ermutigen.
Jakob Bürgler
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Datum: 08.02.2025
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