Alte Hoffnungsgestalten

Im Tempel begegnen der Familie Jesu zwei alte und weise Menschen: Simeon und Hanna. Sie sind Inbegriff einer Hoffnung, die das Leben trägt. Gedanken dazu von Unipfarrer Jakob Bürgler findest du hier. Foto: Patrick Gleffe

Darstellung des Herrn 

2. Februar 2025

 

„Zwei alte Menschen und ein kleines Kind. Der greise Simeon und die alte Hanna. Beide finden Frieden. Beide werden froh. Sie haben gewartet. Ihre Sehnsucht nicht verdrängt, die Hoffnung nicht aufgegeben, das Wünschen nicht verlernt. Sie sind wach geblieben, interessiert und offen. Und sie gehen oft in den Tempel. Ein bisschen so wie viele ältere Menschen, die in die Kirche gehen und treu die Gottesdienste mitfeiern.

Aus den vielen namenlosen Menschen im Tempel stellt der Evangelist Lukas diese zwei ins Licht und stellt sie namentlich vor: Simeon und Hanna. Ein Jude, eine Jüdin zur Zeitenwende in Jerusalem. Nacheinander treten sie auf und kommen mit der Familie von Jesus in Kontakt.“[1]

Für mich sind diese zwei alten Menschen Hoffnungsgestalten. Und wenn wir heute in der Diözese Innsbruck in allen Pfarrgemeinden das Heilige Jahr, das Jahr der Hoffnung, beginnen, dann kann uns nichts Besseres passieren als dass uns die Bibel Gestalten der Hoffnung vor Augen führt. Beide, Simeon und Hanna, tragen in ihrem Herzen eine tiefe und sehnsuchtsvolle Hoffnung. Was können wir von ihnen lernen?

Schauen wir auf den greisen Simeon. „Simeon ist ein Mann, der das Warten gelernt hat. Er ist alt geworden. Und mit dem Alter ist seine Hoffnung reif geworden. Simeon wartet unbeirrbar auf Gottes Handeln. Er wartet auf den verheißenen Messias.“[2] Und bei diesem Warten braucht er viel Geduld. Ein Leben lang Geduld.

„Pilger der Hoffnung“ sein, wie es das Motto des Heiligen Jahres ausdrückt, braucht Geduld. Hoffnung lebt von Geduld. Wer keine Geduld hat, der kann auch nicht hoffen. Der will alles sofort und jetzt und ganz so, wie er sich das vorstellt. Die Hoffnung liegt viel tiefer.

Wer mit Hoffnung durchs Leben geht, der hält durch, auch wenn es manchmal nicht so kommt wie gewünscht. Der geht weiter. Der bewahrt die innere Spannkraft. Der ist treu. Der schmeißt nicht einfach alles hin. Der bewahrt die Geduld. Die Geduld mit sich selber, mit den anderen und auch mit Gott. Große Dinge entstehen oft nur dann, wenn sie mit Geduld erwartet werden.

Schauen wir auf die hochbetagte Hanna. „Ihre Stimme als Frau zählte nicht. In der männlichen Tempelhierarchie steht sie ganz weit unten. Aber sie hat eine Vision. Sie ist eine Prophetin. Sie sieht weiter und tiefer. Und dann begegnet ihr das Kind. Gott begegnet den Menschen dort, wo sie ihn nicht vermuten – der blutjungen Maria geht es so und der hochbetagten Hanna. Alles hat sich gelohnt.“[3]

Hoffnung hat mit Überraschung zu tun. Wer sich alles im Leben richtet und macht, wer überall seine eigene Leistung und seinen Einfluss geltend macht, der kann nicht hoffen. Der ersetzt alles, was ihn übersteigt, mit seiner eigenen Person. Hoffen kann ich nur, wenn ich mich überraschen lasse.

Oft genug geschieht es im Leben, dass sich Dinge überraschend ändern oder einstellen, dass sich ein guter Weg öffnet und zeigt, dass sich auf einmal ein Tor auftut und wir wieder weiter ausschauen oder etwas verstehen können. Gott ist einer, der überrascht – und hoffentlich auch sagen lässt: Es hat sich gelohnt.

Geduld leben die Simeon. Sich überraschen lassen wie Hanna. Zwei Gestalten der Hoffnung. Wunderbare Vorbilder im Heiligen Jahr, im Jahr der Hoffnung. Wie sie pilgern wir durchs Leben, brechen immer wieder auf – und bezeugen, dass sich die Hoffnung auszahlt, dass die Hoffnung ein Lebenselixier ist.

Und nun noch ein Blick auf den Grund der Hoffnung. Auch davon erzählt die Geschichte von der Darstellung Jesu im Tempel. Was ist der tiefste Grund der Hoffnung? Wir können es beim greisen Simeon sehen. Er nimmt das Kind in seine Arme und preist Gott. Er nimmt das Kind in seine Arme. Und das kann er nur tun, wenn ihm jemand das Kind in die Arme legt. In diesem Fall Maria und Josef.

Gott legt der Welt sein Kind in die Arme. Gott legt dir und mir sein Kind in die Arme. Das ist der tiefste Grund der Hoffnung. Zu Weihnachten tut er es – und das heutige Fest schließt die weihnachtlichen Feiern ab. Und auch in der Zeit danach. Und auch heute noch und jetzt. Gott legt sein Kind in unsere Arme.

Weil wir an dieses Kind glauben dürfen, weil Jesus für uns der Messias ist, der Sohn Gottes, der, der uns herauslösen kann aus allem, was hoffnungs-los macht, deshalb dürfen wir mit Hoffnung in die Zukunft gehen. Heute und jeden Tag die Arme öffnen – und sich von Gott beschenken lassen. Das nährt unsere tiefe und sehnsuchtsvolle Hoffnung.

Jakob Bürgler

 

[1] Vgl. Überlegungen zur diözesanen Gestaltung des 2. Februar 2025

[2] Ebd.

[3] Ebd.

Kategorie:

Datum: 02.02.2025

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