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Neujahr
1. Jänner 2025
Momentan gibt es im kirchlichen Kontext zwei Worte, die oft verwendet werden. Pforte und Hoffnung. Papst Franziskus hat am Heiligen Abend in Rom die Heilige Pforte geöffnet und damit den Beginn des Heiligen Jahres markiert. Und dieses Heilige Jahr steht unter dem Motto der „Hoffnung“. Pilgerschaft der Hoffnung.
Am 29. Dezember hat unser Bischof ein ähnliches Zeichen gesetzt. Er hat die Tore des Doms geöffnet und damit deutlich gemacht: Auch wir wollen uns „einschwingen“ in dieses besondere Jahr. Auch in unserer Diözese soll etwas in Bewegung kommen. Als Pilgerinnen und Pilger wollen wir uns auf den Weg machen und neu entdecken, wo Quellen der Hoffnung zu finden sind.
Die beiden Worte „Pforte“ und „Hoffnung“ passen auch wunderbar zum heutigen Tag. Mit dem 1. Jänner tun wir eine Tür auf, eine Tür in ein neues Jahr. Manche machen das sehr enthusiastisch und mit großer Freude, andere öffnen die Tür langsam, vorsichtig, verhalten und mit Sorge. Was wird das neue Jahr wohl bringen?
Allen gemeinsam, ob begeistert oder sorgenvoll, allen gemeinsam ist aber, dass die Hoffnung dabei eine Rolle spielt. Vielleicht gibt es einige, die ohne Hoffnung, hoffnungs-los den Schritt ins Jahr 2025 tun. Aber auch wenn es für sie wenig oder gar nichts zu hoffen gibt: Im hintersten Winkel des Herzens steckt doch oft noch ein Funken Hoffnung: Dass es nicht so schlimm wie befürchtet kommt oder dass sich etwas bessert. Aber auch für jene, die ganz hoffnungs-froh und hoffnungs-voll das neue Jahr starten: Die Hoffnung kann man nicht pachten und nicht festhalten. Man kann sie sich auch nicht einfach bestellen oder herstellen.
Was aber kann ich tun, damit ich der Hoffnung im Leben Raum gebe? Drei kleine Tipps für das neue Jahr: Schritt. Liebe. Trost.
Schritt
Wir meinen manchmal, der Jahreswechsel sei ein großer Schritt. In Wirklichkeit ist er ein kleiner Schritt – von einem Tag auf einen anderen. Natürlich ist er in seiner Bedeutung ganz anders aufgeladen und wird anders wahrgenommen. Denn an diesem besonderen Übergang wird uns bewusster, dass das Leben vergeht, dass unser Schicksal nicht nur in unseren Händen liegt, dass wir ohne Vertrauen nicht leben können. Das ist zwar in jeder Nacht so, aber in der Silvesternacht sind wir dafür sensibler.
Aber im Letzten ist der Jahreswechsel ein kleiner Schritt. Und darin liegt die Erfahrung: Nicht die großen Schritte entscheiden über unser Glück und Schicksal, sondern die kleinen. Nicht der Jahreswechsel bestimmt, wie gut und erfüllt mein Leben ist und wird, sondern jeder kleine Schritt, den ich in die richtige Richtung setze.
Hoffnung entsteht nicht durch einen Paukenschlag. Hoffnung kommt und wächst langsam, in kleinen Schritten. Und deshalb ist es wichtig, jeden Tag einen kleinen positiven Schritt zu tun.
Liebe
Die kleinen Schritte mit Liebe zu tun, das ist das, was das Leben reich und kostbar macht. Vor kurzem habe ich einen schönen Text von Hermann Hesse entdeckt: „Es ist ein merkwürdiges, doch einfaches Geheimnis der Lebensweisheit aller Zeiten, dass jede kleinste selbstlose Hingabe, jede Teilnahme, jede Liebe uns reicher macht, während jede Bemühung um Besitz und Macht uns Kräfte raubt und ärmer werden lässt.
…überall ist das die letzte Weisheit, dass weder Macht noch Besitz noch Erkenntnis selig macht, sondern allein die Liebe. Jedes Selbstlossein, jeder Verzicht aus Liebe, jedes tätige Mitleid, jede Selbstentäußerung scheint ein Weggeben, ein Sichberauben, und ist doch ein Reicherwerden und Größerwerden, und ist doch der einzige Weg, der vorwärts und aufwärts führt. “[1] Deshalb als zweiter Tipp: Mit Liebe leben. Liebe ist kein Gefühl. Liebe ist eine Entscheidung. Die Liebe einüben – in kleinen Schritten – jeden Tag.
Trost
Im Dezember 1944, also vor genau 80 Jahren hat Dietrich Bonnhoeffer den wunderbaren Text geschrieben, der seitdem so viel Mut und Trost schenkt: „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Dietrich Bonnhoeffer hat diese Worte aus dem Gefängnis an seine Verlobte Maria von Wedemeyer und an seine Familie geschrieben.
In einer trostlosen und unglaublich belastenden Situation, eingesperrt, von der Zensur im Gefängnis kontrolliert, in den Klauen der NS-Diktatur, kann Bonhoeffer eine solche Zuversicht und Hoffnung ausdrücken und weitergeben. Und das ein halbes Jahr vor seiner Ermordung auf Befehl von Hitler, kurz vor Kriegsende. Warum? Warum kann er das schreiben? Weil er sich behütet weiß, begleitet, innerlich gestärkt durch die Gewissheit: Gott ist mit ihm. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Mir ist das Wort „Trost“ aufgefallen. „… getröstet wunderbar“. Trost lässt uns leben. Trost lässt uns weitergehen. Trost ist wie Balsam auf unser Herz. Es ist eine Erfahrung des Glaubens: Wir sind getröstet, weil Gott es ist, der uns birgt und hält. Deshalb: Hoffnung wächst, wenn wir für jeden Tag genug Trost von Gott erbitten.
Wie kann Hoffnung wachsen? Indem ich den Trost Gottes erbitte und so getröstet jeden Tag einen kleinen Schritt der Liebe setze.
Jakob Bürgler
[1] Aus: Hermann Hesse: Die Kunst des Müßiggangs. Suhrkamp 1973. S. 78 f. Erstabdruck am 25. Dezember 1907 im „Neuen Wiener Tagblatt“.
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Datum: 01.01.2025
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