Maria - Unterbrechung im Advent

Am Festtag "Mariä Empfängnis" bricht das heilende Licht Gottes durch. Mitten im Advent. Gedanken dazu von Unipfarrer Jakob Bürgler findest du hier.

Empfängnis Mariens

8. Dezember 2024

 

Unterbrechung. Heute gibt es eine Unterbrechung. Unterbrochen wird für kurze Zeit der Advent. Nicht überall, nur in Österreich und heuer auch in Italien. Überall sonst auf der Welt „verdrängt“ der zweite Adventsonntag das Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens. Nicht bei uns. Bei uns hat dieses Fest eine besondere Geschichte und Bedeutung. Der Advent als Zeit der inneren Vorbereitung auf Weihnachten macht dem Licht und der Freude eines Hochfestes Platz. Für einen Tag. Dann setzt sich wieder das Violett und die Zeit der Vorbereitung durch.

Am heutigen Festtag bricht das Licht des Himmels in unseren alltäglichen adventlichen Weg herein. Und dieses Licht will ich nun in drei kleinen Blitzlichtern beschreiben und betrachten. Qualität, Erwartung und Hoffnung.

 

Qualität

Der Dekan von Lienz hat mir vor einigen Jahren einen netten Gedanken mitgegeben. Wir sprechen manchmal von einer 0815-Lösung. Wir meinen damit eine ganz und gar gewöhnliche Sache, etwas, das nichts Besonderes ist, schlechten Durchschnitt oder ein Mittelmaß, einfach etwas, das ohne Sorgfalt, ohne Anstrengung oder ohne innere Beteiligung gemacht oder ausgewählt wurde. Eben nur 0815. Diese Redewendung geht zurück auf ein Maschinengewehr mit der Typenbezeichnung MG 08.15, das im ersten Weltkrieg als Standardmodell verwendet wurde. Dieses Modell war verbunden mit einem täglichen langwierigen und eintönigen Training. Insgesamt also eine Mischung aus Langeweile und gewöhnlichem Standard und Alltag.

Wenn ich bei der Zahl 0815 eine Zahl ändere, dann kommt 0812 heraus, also 08.12. oder 08. Dezember. Und mit diesen Ziffern ist etwas ganz anderes verbunden als billiger Standard oder langweiliges Einerlei. Mit 0812 setzt Gott nicht auf Durchschnitt und Mittelmaß, sondern auf Qualität. Maria ist das Urbild des erlösten Menschen. In Maria zeigt Gott, wie er den Menschen erdacht und geschaffen hat. Göttliche Qualität wird sichtbar, und Einzigartigkeit. In Maria erkennen wir, wie Gott auch uns wandeln und vervollkommnen und veredeln will: Weg vom Durchschnitt und vom Mittelmaß, hin zu einer einzigartigen Qualität.

Erwartung

Die adventliche Ausrichtung dieser Tage wird heute unterbrochen. Kurz, für einen Tag. Eine Unterbrechung. Aber: Es gibt auch etwas, was das heutige Fest mit dem Advent zutiefst verbindet: Die Grundhaltung der Erwartung. Anna und Joachim, die Eltern von Maria, erwarten ihr Kind. Sie wissen sich von Gott beschenkt und staunen. Sie erwarten mit Freude die Geburt ihres Mädchens. Und die Empfängnis dieses Mädchens feiern wir heute.

Maria, die junge Frau, ist offen für die Nachricht, die Gott an sie hat. Sie ist empfänglich für das Leben, das in ihr wachsen will. Sie, die „voller Gnade“ ist, öffnet ihr ganzes Leben in der Haltung der Erwartung.

Maria ist ein großes Vorbild für unseren eigenen Glaubensweg. Heute wird das sichtbar im Aspekt der adventlichen Erwartung. Maria, die Erwartende. Gott will kommen. Gott ist auf dem Weg zu uns. Gott will unter uns und in uns wohnen. Und damit er an-kommen kann, braucht er ein offenes Herz und eine Seele, die ihn er-wartet, braucht er ein Leben, das sich beschenken lassen will. Der Advent will uns schulen im Warten, im Er-warten – und in der Haltung der offenen und leeren Hände, die sich beschenken lassen. Maria, die Erwartende. Maria, der adventliche Mensch.

 

Hoffnung

Am hohen Festtag der Empfängnis Mariens steht die Hoffnung ganz im Zentrum. Zuerst einmal bei den Eltern von Maria. Dann auch bei Maria selbst – das Evangelium erzählt davon. Joachim und Anna sind in guter Hoffnung. Maria ist in guter Hoffnung. Sie erwarten ein Kind. Eigentlich ein wunderschöner Ausdruck für Schwangerschaft: In guter Hoffnung sein.

Papst Franziskus hat das kommende Jahr als Heiliges Jahr ausgerufen. Und er hat ihm den Titel gegeben: „Pilger der Hoffnung“. Ich finde das sehr passend und aktuell. In einer Zeit, in der so vieles unsicher wird, in der in unzähligen Regionen der Erde Krieg herrscht oder Gewalt ausbricht, in einer Zeit, in der uns viele Zukunftsängste umtreiben, in der die Sorge um den Frieden, den Zusammenhalt in der Gesellschaft, um die Zukunftschancen junger Menschen und unserer Kinder stark sind, in einer solchen Zeit brauchen wir dringend neue Hoffnung, eine frische Zuversicht.

Zudem erleben wir uns heute zunehmend als Pilgerinnen und Pilger. Wir sind Suchende, in allen Bereichen des Lebens. Wir suchen nach mehr Sinn, nach mehr Freude, nach mehr Lebensqualität. Als Christen dürfen wir mit Hoffnung in die Zukunft schauen und gehen. Wir dürfen das, weil Gott selber da ist, weil er uns leitet, uns weiterführt, uns beschenkt. Er ist wie eine Quelle der Hoffnung in uns.

 

Qualität. Erwartung. Hoffnung. Drei kleine Gedanken zum heutigen Fest. Drei kleine Gedanken im Blick auf den Lebensbeginn von Maria. Drei kleine Gedanken, die uns weiterführen. Gott setzt auf Qualität. Mit Maria leben wir die Haltung des Erwartens. Und: Die christliche und gläubige Hoffnung ist unser Kapital.

 

Jakob Bürgler

 

Kategorie:

Datum: 08.12.2024

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