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1. Adventsonntag
1. Dezember 2024
Der Advent hat eine dreifache Dimension. Wir bedenken und feiern ein dreifaches Kommen des ersehnten Messias. Das Kommen im Kind von Betlehem vor gut 2000 Jahren. Sein Kommen heute, jetzt, in unsere Zeit, in unser Leben. Jesus Christus will in unserem Herzen geboren werden. Und das endgültige Kommen des Retters am Ende der Zeiten. Ein dreifaches Kommen.
Der erste Adventsonntag ist dem Warten auf das endgültige Kommen Jesu Christi gewidmet. Deshalb auch die Lesungen, die vom Ende erzählen, von dem, dass alles, was unser Leben ausmacht, zerbricht, dass beängstigende Dinge geschehen – und vor allem: Dass Jesus Christus mit Macht und Herrlichkeit kommt. Und: Dass wir uns aufrichten dürfen, das Haupt, den Kopf erheben, vertrauen darauf, dass unser Erlöser alles in seinen Händen hält.
Bei der Vorbereitung auf die Predigt bin ich heute bei einem kurzen Satz des Evangeliums hängen geblieben. „… und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres.“ (Lk 21,25) Ich weiß nicht, ob manche von euch schon einmal erlebt haben, wie unheimlich das Meer sein kann. Normalerweise genießen wir ja das Meer, das erfrischende Wasser, die Sonne, die Weite des Horizonts. Das Meer ist ein Bild der Erholung und des Aufatmens.
Aber wenn das Meer unruhig wird, und das kann sehr schnell gehen, dann wird es ungemütlich. Ich habe das vor 30 Jahren in Island erlebt. Bei einer Überfahrt von der Halbinsel Hornstrandir nach Isafördur. Das war heftig! Die Wellen sind über Bord geschlagen. Wir sind durch ein unglaubliches Rauschen und durch riesige Kräfte der Wellen gefahren. Das Boot ist hin und her gerissen worden. Und über allem ein unheimliches und beängstigendes Rauschen, ein Toben und Donnern.
Manchmal denke ich mir, dass dieses Toben und Donnern unserer Zeit nicht fremd ist. Wir hören fast die Bombeneinschläge und Explosionen in der Ukraine und im Heiligen Land. Wir fürchten uns vor Kräften, die unsere Gesellschaft gänzlich umwerfen können: Die einen vor der Migration, die anderen vor der fundamentalistischen Politik. Wir spüren die Explosion der Kosten, wir sehen die vielen Kinder und Jugendlichen, die mit dem Leben nicht mehr zurecht kommen. Ein Toben und Donnern.
Was tun? Uns in eine heile Welt fliehen. In den Rausch von Adventmärkten und Weihnachtsidylle. Die Rauschwolke über Innsbruck und den anderen größeren Gemeinden ist ja nicht nicht wahrnehmbar. Die Ohren verstopfen. Oder. Die Ohren auftun. Die Ohren des Herzens. Wieder lauschen lernen. Hören. Aufhorchen. Auf das, was mitten im Toben und Donnern auch noch zu hören ist. Auf die Stille lauschen, die hinter allem ist.
Ihr kennt wahrscheinlich das wunderbare Gedicht von Nelly Sachs, in dem sie von der Sehnsucht des Menschen spricht.
„Alles beginnt mit der Sehnsucht, | immer ist im Herzen Raum für mehr, | für Schöneres, für Größeres. Das ist des Menschen Größe und Not: | Sehnsucht nach Stille, nach Freundschaft und Liebe. Und wo Sehnsucht sich erfüllt, | dort bricht sie noch stärker auf.“
Die Sehnsucht nach Stille, nach mehr Stille. Ich möchte euch gerne eine Idee näherbringen, wie wir diese Stille üben können. Es gibt eine Aktion, ausgehend von Wien, die sich „10 Minuten Stille schenken“ nennt. Der Ansatz: „Schenk dir und anderen täglich 10 Minuten stilles Innehalten! Du beginnst einfach damit nachzudenken, wofür du gerade dankbar bist. Danach kannst du all denjenigen, die es schwer haben, von Herzen Gutes wünschen. Ob du nun gläubig bist oder nicht, jede und jeder kann mitmachen. Entweder mit deinen wohlwollenden und positiven Gedanken oder direkt an Gott gerichtet: mit deinem Dank oder einer Bitte für Menschen, die Hilfe brauchen. Ob so oder so, in jedem Fall wird es unser Denken und unser Handeln inspirieren und neu beleben.“ Wer mehr Infos dazu braucht: Ihr könnt nachschauen unter www.stilleschenken.com
Also: Beginnen wir diesen Advent bewusst und mit Entschiedenheit! Wäre schön, wenn wir eine große Gemeinschaft bilden könnten, die jeden Tag 10 Minuten Stille schenken. Entweder daheim in einer ruhigen Ecke, oder in einer Kirche, oder auf einer Parkbank im Freien. Dem Toben und Donnern etwas entgegenhalten im Advent!
Jakob Bürgler
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Datum: 01.12.2024
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