Was uns im Blick auf das Ende tröstet

Die biblischen Lesungen im November sind drastisch. Sie führen vor Augen, wie es um die Welt steht und was uns bedroht. Aber: Was kann uns trösten und aufrichten? Gedanken von Unipfarrer Jakob Bürgler findest du hier.

33. Sonntag im Jahreskreis

17. November 2024

 

Es ist nicht so leicht, nach diesen Worten „Evangelium – Frohe Botschaft unseres Herrn Jesus Christus“ zu sagen. Zu massiv sind die bedrohlichen Bilder, die Szenarien des Erschreckens, die Vorhersage von Zerstörung und Zerfall. Es gibt Drangsale, die Sonne und der Mond sind weg, die Sterne fallen herunter, alles wird erschüttert.

Jesus verwendet in dieser Rede die in seiner Zeit vertrauten apokalyptischen Bilder. Es geht um das Ende. Oder anders gesagt: Alles ist endlich. Alles geht einmal kaputt. „Die Naturwissenschaft spricht von Milliarden Jahren, wenn es um die Zukunft der Erde und des Kosmos geht. Aber auch sie sind endlich. … Alles trägt ein Verfallsdatum. Auch die Zeit hat ein Ende.“[1]

So ist es. An diesen wunderschönen Herbsttagen erinnert – außer dem Verblühen der Natur – nichts daran. Aber wir müssen nur ein wenig weiter schauen: In der Hölle des Krieges in der Ukraine und im Nahen Osten erinnert alles daran. Alles ist zerstörbar. Und jetzt kommt die Angst: Was kommt da auf uns zu? Was wird geschehen? Was denn noch alles? Im Gegensatz zu den letzten Jahrzehnten im 20. Jahrhundert spüren wir die Sorge und die Angst heute um vieles mehr. So vieles hat sich verschärft und zugespitzt.

„Aber die Frage des Evangeliums lautet nicht so sehr: Was kommt auf uns zu?, sondern: Wer kommt auf uns zu? ‚Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen mit großer Kraft und Herrlichkeit‘. Also: Nicht etwa nur das Ende steht vor der Tür, sondern der Messias steht vor der Tür.“[2] Und so sehr alles, was da beschrieben wird, Angst macht und bedroht und bedrückt: Der Messias kommt mit Macht, sogar mit großer Macht. Und er kommt nicht nur, er tut auch noch etwas: Er sammelt die von ihm Auserwählten – also die Menschen, die er liebt – vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. Er sammelt. Er sammelt auf. Er birgt in seinen Händen, an seinem Herzen. Nichts ist verloren, denn seine Liebe gilt allem und allen.

Also: Jesus Christus kommt mit Macht und er sammelt. Und noch etwas: Er lässt uns nicht allein. „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“ (Mk 13,31) Für mich persönlich ist das eine ganz große Hilfe. Wenn so vieles schwierig ist, wenn ich den nächsten Schritt nicht kenne, wenn ich sprachlos bin, weil so vieles bedrückt und ohnmächtig sein lässt, dann nehme ich Zuflucht zum Wort der Heiligen Schrift. Und ich merke: Was da schon alles passiert ist! Wie voll die Bibel von schrecklichen Widerfahrnissen und Herausforderungen ist! Wie oft die Welt schon totgesagt wurde! Doch das Wort Gottes hat Bestand. Es tröstet, stärkt, baut auf, gibt einen Hebstecken zur Hand.

Am 13. Dezember wird unser Pfarrhelfer Maksym etwas Neues versuchen. Er möchte gerne jüngere Erwachsene einladen, sich diese Hilfe von der Bibel zusagen zu lassen. Wir beginnen mit einer neuen Bibelrunde. Ich möchte jetzt nicht sagen: Komme doch auch! Sondern: Nütze die Chance, dich stärken zu lassen!

Einen Gedanken möchte ich noch mitgeben im Blick auf den heutigen Welttag der Armen. Vielleicht liegt eine Verbindung mit dem Evangelium ja gerade darin, dass für unzählige Menschen weltweit tatsächlich die Sterne der Zuversicht vom Himmel fallen, durch eine Katastrophe oder eine plötzliche Not tatsächlich alles erschüttert wird. Und das nicht nur anderswo, sondern auch bei uns. Die Caritas sammelt heute für die vielen Initiativen, die armen Menschen wieder ein wenig Sonne aufgehen lassen.

Von Mutter Teresa von Kalkutta gibt es eine besondere Geschichte. Es war am 26. Oktober 1985, als sie vor der UNO-Generalversammlung eine Rede hielt. „Mutter Teresa zeigte ihren Rosenkranz, den sie immer in der Hand hielt, und sagte: ‚Ich bin nur eine arme Ordensfrau, die betet. Indem ich bete, legt Jesus seine Liebe in mein Herz und ich gehe hin und gebe sie allen Armen, denen ich auf meinem Weg begegne. Betet auch ihr! Betet, und ihr werdet erkennen, welche Armen ihr neben euch habt. Vielleicht auf dem gleichen Treppenabsatz wie euer Zuhause. Vielleicht gibt es sogar in euren Häusern Menschen, die auf eure Liebe warten. Betet und eure Augen werden sich öffnen und euer Herz wird von der Liebe erfüllt sein.‘“[3]

Also: Nicht was kommt, sondern wer kommt. Und der, der kommt, sammelt, lässt nichts verloren sein. Und sein Wort richtet auf. Darum die Einladung heute: In allem, was bedrohlich ist und Angst macht – die christliche Hoffnung dagegenhalten, auch durch unser soziales Engagement.

Jakob Bürgler

 

[1] Franz Kamphaus, Der Unbekannte aus Nazaret. Patmos 2023, 256.

[2] Ebd. 257.

[3] Zitiert nach der Botschaft von Papst Franziskus zum Welttag der Armen 2024.

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Datum: 16.11.2024

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