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28. Sonntag im Jahreskreis
13. Oktober 2024
Antrittsgottesdienst für das Studienjahr 24/25
Jesuitenkirche
Jesus ist kein Softie. Kein harmloses Idol. Kein Heiliger für alle Fälle. Was er denen, die mit ihm gehen, zumutet, ist herausfordernd und „steil“. Seine Worte und Reaktionen irritieren, bringen durcheinander, machen betroffen. Aber: Das Ziel ist nicht der Schreck, nicht die Irritation. Das Ziel ist der bleibende Schatz. „… und du wirst einen Schatz im Himmel haben.“ (Mk 10,21) Alles ist auf diesen Schatz ausgerichtet. Dazu drei kleine Gedanken: Kamel. Blick. Schatz.
Kamel
Das Bild vom Kamel, das leichter durch ein Nadelöhr geht als dass ein Reicher ins Reich Gottes gelangt, ist uns vertraut. Wir hören es nicht zum ersten Mal. Es hat Eingang gefunden in unsere Alltagssprache. Wir nehmen es leicht in den Mund. Wenn wir aber bedenken, dass wir zu den Reichen auf dieser Welt gehören, dann müsste uns dieses Bild eigentlich aufschrecken oder zu denken geben. So einfach ist das mit dem Reich Gottes also nicht.
Vor einigen Jahren hat mir jemand ein kleines Büchlein mit Cartoons zu Papst Franziskus geschenkt. Ein Bild darin hat folgenden Inhalt: Der Papst hat eine große Nadel in der Hand. An der Nadel hängt ein Schild, auf dem das Wort „Reformen“ steht. Durch das Nadelöhr fädelt der Papst vorsichtig eine Schnur ein. Und an dieser Schnur ist ein Kamel angebunden, auf dem „Katholische Kirche“ steht. Hier wo dort: Reform und Umkehr sind nichts Einfaches. Das Kamel ist widerspenstig. Und die Umkehr und Veränderung noch viel mehr. Das merken wir gerade bei der zweiten Versammlung der Bischofssynode in Rom.
In einem Büchlein von Reinhard Körner habe ich gelesen, dass das Bild vom Kamel vielleicht sogar eine falsche Übersetzung sein könnte. Es sollte eigentlich „Strick“ heißen. Eher passt ein Strick durchs Nadelöhr… Durch einen Übersetzungsfehler sei dann aus dem Strick ein Kamel geworden. Andere sagen, das Nadelöhr sei ein ganz enges Tor in der Stadtmauer von Jerusalem gewesen, durch das ein ausgewachsenes Kamel nicht hindurchgepasst habe. Ob es nun Strick oder Kamel heißt: Es ist gar nicht leicht, in das Reich Gottes zu gelangen. Vielleicht kann man es ein wenig mit unserer Erfahrung mit dem Glück vergleichen: Es ist gar nicht so einfach, wirklich glücklich zu sein.
Blick
Der Mann, der Jesus die Frage stellt, hat sich sehr angestrengt. Er läuft auf Jesus zu. Er geht nicht einfach zufällig an Jesus vorbei. Er macht das bewusst. Und er fällt vor Jesus auf die Knie. Er will nicht groß erscheinen. Er weiß darum, dass er klein ist und Orientierung braucht. Und er hat sich vorbereitet – mit seinem Kopf und mit seinem Tun. Er weiß, was wichtig ist, und er hat es auch eingeübt. Deshalb kann er sagen: „Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt.“ (Mk 10,20) Dieser Mann ist nicht schlecht. Er hat sich sehr bemüht und angestrengt. Da müsste das Durchkommen durch das Nadelöhr doch möglich sein.
Aber wie schon gesagt: Jesus ist kein Softie. Er fordert heraus. Der Mann hat zwar alle Gebote erfüllt und nach ihnen gelebt, aber sein Herz ist nicht frei. Sein Herz ist besetzt. Der Reichtum und das Vermögen binden ihn. Er kann nicht loslassen. Gott und der Reichtum haben eine ähnliche Eigenschaft: Sie wollen das ganze Herz.
Das Wichtigste in dieser Begegnung ist der Blick, mit dem Jesus den reichen Mann anschaut: „Da sah ihn Jesus an, umarmte ihn und sagte: Eines fehlt dir noch.“ (Mk 10,21) Es ist ein liebevoller Blick, ein Blick der Zuneigung und Güte. Es sind barmherzige Augen, die den Menschen anschauen. Auch wenn Jesus herausfordert: Sein Blick ist Zuneigung. Und nur diese Zuneigung kann einen Menschen verändern, nur dieser gütige Blick, nur die Umarmung, nur die Liebe.
Der Mann spürt dieses Wohlwollen, er spürt aber auch den Widerspruch und sein Unvermögen. Und deshalb ist er traurig darüber, dass er diesem liebevollen Blick und der Einladung zu einem freien Leben nicht folgen kann. Die Güte und Zuneigung sind es, die etwas ändern wollen. Sie wollen zu mehr Freiheit führen. Sie wollen das Herz wandeln. Druck ändert nur an der Oberfläche. Güte ändert an der Wurzel.
Schatz
Wie schon gesagt: Das Ziel von allem ist der Schatz, den es zu entdecken gilt. Der Schatz, der größer ist als alles. Der Schatz, der dem Leben einen Sinn verleiht, den der Mensch sich nicht erarbeiten und nicht aus eigener Kraft herstellen kann.
Schauen wir auf Petrus und die Jünger. Sie rechnen und zählen. Sie rechnen Jesus vor, was wie verlassen haben. Die Jünger rechnen – und Jesus schaut auf den Gewinn. Der Gewinn, so sagt er sinngemäß, rechtfertigt jeden Einsatz. Der Gewinn überbietet den Einsatz um ein Vielfaches.
„Einen Schatz im Himmel haben“. Das ist für junge Leute eine steile Vorlage. Die jungen Jahre haben doch gerade den Sinn, das Leben in all seinen Dimensionen einmal richtig kennenzulernen, es zu genießen, den Spaß in den Mittelpunkt zu stellen. Einmal zu schauen, was das Leben alles zu bieten hat. Und das ist auch ok. Aber: Darunter, in der Tiefe des Lebens, wartet die Frage nach einem Schatz, der alles übersteigt. Der Schatz, der nicht nur ein bisschen Spaß schenkt.
Wir möchten euch einladen: Lasst euch auf diese Frage ein! Wagt es, die Frage nach dem „Schatz im Himmel“ zuzulassen, tieferzusteigen, einzusteigen in eine Dimension, die der einzigartigen Bedeutung unseres Lebens entspricht. Wir als Team der Unipfarre wollen euch dabei helfen.
Aber: Kann man dem vertrauen? Und wenn es nicht so ist? Ist das Ganze nicht doch eine Illusion, oder sehr gewagt? Ist es nicht doch besser, viel Energie in Karriere und Vorankommen und materiellen Besitz und Macht zu stecken? Der Verstand sagt: Pass auf! Halte zurück! Tu dir das, was Jesus sagt, nicht an! Die Liebe sagt: Wage es!
Jakob Bürgler
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Datum: 13.10.2024
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