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Friedhofsfeier am Westfriedhof
1. November 2025
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, liebe Friedhofsbesucher!
Sie stehen am Grab Ihrer Lieben, am Grab von Familienmitgliedern oder gut Bekannten, am Grab von Menschen, die Ihnen viel bedeutet haben. Ihre Gedanken wandern zurück und die eine oder andere Situation, besondere Ereignisse, tiefe Gefühle, dichte und prägende Erinnerungen tauchen ganz lebendig auf. So vieles wird in dieser Stunde wach und gegenwärtig. Und wir sind still und denken nach.
Eine Frage weht wie der Wind durch jeden Friedhof. Sie ist allgegenwärtig hier, stellt unser alltägliches und manchmal oberflächliches Leben auf den Kopf, fordert uns heraus, lässt uns nachdenklich werden und manchmal auch unruhig. Diese Frage gehört zu den Grundfragen des Lebens: Was trägt mich?
Was trägt mein Leben? Was ist es, das so stark ist, dass ich genug Sinn und Freude im Leben finde? Was gibt mir Lebensenergie und Vertrauen? Was lässt mich durchhalten in schweren Zeiten? Was trägt mich, wenn das Leben zerbricht und vergeht? Gibt es etwas oder Einen, der unter allem ist, der alles in seinen Händen hält?
Vor kurzem ist mir ein Lied in die Hände gefallen. Es ist ein Kärntner Lied, das mich sehr berührt hat und bewegt. Sein Text lautet: „Trag mi, trag mi Wind, übers Land, übers Meer. Wia a Blattl, wia a Tram, fliag i hin, fliag i her. Trag mi, trag mi…“ Dazu die wunderbare und wehmütige Melodie eines typisch Kärntnerischen Liedes.
Jeder Mensch braucht etwas, das ihn trägt. Das wissen wir alle. Gott sei Dank machen die meisten von uns die Erfahrung, getragen zu werden, getragen zu sein: Von Mitmenschen, Freunden, der Familie, getragen vom Beruf, von Hobbies, vielleicht von der Natur. Oder auch vom Glauben?
Wir merken, wie zerbrechlich das Leben ist und wie schwach der Boden, auf dem unser Leben eigentlich steht. So schnell kann es gehen, und der selbstverständliche Boden unter unseren Füßen und der Halt im Leben zerbrechen: Durch eine Krankheit, durch eine heftige Krise, durch Gefühle von Sinnlosigkeit und Leere, durch schlimme Konflikte.
Was trägt mich? Am Grab von Menschen kommt diese Frage unausweichlich daher: Was trägt das Leben? Was trägt das Leben, wenn es zerbricht und vergeht? Wir sagen manchmal: Die Erde sei dir leicht. Wir meinen damit die Erde, die auf den Sarg kommt. Aber unterhalb des Sarges, im bloßen Gefäß der Urne? Was trägt? Was gibt Halt durch alles hindurch?
Ich kann mich noch sehr lebendig an die Stunden erinnern, in denen meine Eltern gestorben sind. Und wie die Bestatter sie dann in einem Sarg aus der Wohnung getragen haben. Von dort weg, wo sie so viele Jahrzehnte gelebt und uns Kinder großgezogen haben. Hinausgetragen-Werden aus der Wohnung. Diese Welt verlassen. Was trägt dich?
Der christliche Glaube sagt: Gott trägt. Gott hält seine Hand unter allem. Die Liebe Christi ist stärker als alles. Gott hat seine Liebe sichtbar gemacht, in Jesus. Er hat geliebt bis in sein Sterben hinein. Er hat durchgehalten und standgehalten. Die Liebe hat gesiegt. Deshalb ist das Kreuz nicht nur ein Zeichen des Leids und des Todes, sondern auch ein Zeichen des neuen Lebens. Deshalb ist ein Kreuz in der Wohnung oder in öffentlichen Einrichtungen so wichtig: Weil es von einer Liebe erzählt, die „nicht zum Umbringen“ ist, die trägt.
Der Prophet Jesaja beschreibt das Gleiche in anderen und sehr berührenden Worten. Wir haben sie in der Lesung gehört: „Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, keine Flamme wird dich verbrennen. Denn ich, der Herr, bin dein Gott, ich der Heilige Israels, bin dein Retter.“ (Jes 43,1-3a) Das Neue Testament erzählt ein Gleichnis, in dem vom Hausbau auf einem Felsen die Rede ist. Wer auf Gott baut, der baut auf einen Felsen. Dessen Fundament ist stabil und stark.
Was trägt dich? Was trägt mich?
Und jetzt zum Nachklingen-Lassen das Lied aus Kärnten. Im Satz für Bläser, instrumental. Das Lied mit der Bitte verbunden, dass der Wind, von dem erzählt wird, der Atem Gottes sei, ohne den wir nicht leben können. Atme deinen lebendigen und lebenspendenden Atem in unser Leben hinein, guter Gott, jeden Tag. Fülle unsere Lungen mit der Tragekraft deiner Liebe.
Jakob Bürgler
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Datum: 01.11.2025
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