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In der 2000-jährigen Geschichte der Kirche haben sich unzählige Theologinnen und
Theologen die Haare gerauft und die Köpfe zerbrochen, im Versuch, zu verstehen,
was die Kirche mit der Lehre von der „Dreieinigkeit Gottes“ glaubt.
Faktum ist, dass uns die Heilige Schrift vor ein „Rätsel“ stellt. Es ist die klare Überzeu-
gung des auserwählten Volkes Gottes, dass der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs,
also der Gott des Volkes Israel, der einzige Herr und Gott ist. So hat sich Gott offenbart
– in heutiger Sprache: So hat sich Gott „geoutet“.
Und dann erleben die Zeitgenossen Jesu, dass dieser sich als Sohn Gottes vorstellt
und versteht. Ist das eine bloß bildliche Umschreibung einer außerordentlichen Per-
sönlichkeit oder ist es das Bekenntnis, dass der Sohn die Gottheit mit dem Vater teilt?
„Ich und der Vater sind eins“, sagt Jesus. Das bedeutet mehr als „herausragend“ und
„besonders“.
Und um es noch spannender zu machen, kommt dazu noch der Heilige Geist. Es wäre
nicht schwer, sich diesen Geist als Kraft, als Prinzip, als Energie vorzustellen. Aber das
Neue Testament geht weiter. Der Heilige Geist ist ein Gegenüber, ein Du wie der Vater
und der Sohn. Er spricht, er agiert, er ist ansprechbar, persönlich.
So, und jetzt haben wir den „Salat“: Ein Gott, und drei Mal einer, der Gott ist. Also doch
drei? Nein, nur einer. Aber in dem Einen sind drei. Das ist nicht erklärbar, nicht umfas-
send beschreibbar. Das übersteigt unser Denken. Das kann man nur annehmen und
glauben im Vertrauen auf Jesus und sein Wort. „Darum geht und ... tauft sie auf den
Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ (Mt 28,19) Für heute
von mir drei kleine „Blitzlichter“ zur Dreifaltigkeit.
Die Dreifaltigkeitsikone von Andrei Rubljow. Es war beim Abschlussgebet unserer
Reise nach Taizé. Vor dem Altar in der Krypta lehnte diese Ikone und sie hat einige
von uns sehr „angezogen“. Die Frage ist aufgetaucht, was sie denn darstelle. Manche
deuten sie als Abbildung des Besuchs der drei Engel oder Gäste bei Abraham und
Sara. Diese drei Gäste, die später dann als „der Herr“ beschrieben werden, könnten
ein Bild sein für Gott, den Dreifaltigen.
Drei Gestalten, im Gesicht nicht eindeutig männlich oder weiblich, sitzen um einen
Tisch. Der ganz Linke trägt ein goldenes Gewand, Zeichen für die Göttlichkeit und den
Ursprung. Sein Stab ist ganz senkrecht. Die Gestalt in der Mitte trägt ein rotes Gewand,
Hinweis auf Blut und Hingabe. Der Sohn, der am Kreuz stirbt. Hinter ihm der Lebens-
baum. Das Kreuz ist zum Lebensbaum geworden. Sein Stab ist etwas schräger. Er
„geht“ aus der ersten Gestalt „hervor“. Und ganz rechts die dritte Person, mit einem
grünen Gewand. Grün ist Leben, Fülle des Lebens. Im Geist blüht das Leben auf. Der
Stab ist noch etwas geneigter als der des Sohnes. Die drei gleichen Gesichter sagen:
Gott ist einer. Die drei Gestalten sagen: Gott ist Vater, Sohn und Geist.
Ein zweiter Zugang führt über den Gedanken der Gemeinschaft. Jesus wird nicht
müde, Menschen zu sammeln, sie in eine Gemeinschaft einzubinden, Tischgemein-
schaft zu stiften, Menschen zu vernetzen und sie untereinander in Verbindung zu brin-
gen. „Gemeinschaft“ zählt zum Kern seiner Verkündigung.
Und das gründet in seiner eigenen Erfahrung. Auch er ist kein Solist, kein „Einzelgän-
ger“, keine einsame Gestalt. Er kommt von seinem Vater, er steht in steter Verbindung
mit dem Vater, er geht wieder heim zum Vater. Und in ihm lebt und wirkt und atmet der
Heilige Geist, der Geist Gottes. Gott ist nicht isoliert und beziehungslos. In Gott selber
ist Beziehung und Gemeinschaft.
Das bedeutet: Gott, der in sich Beziehung und Gemeinschaft ist, er ist ein Orientie-
rungsbild für alle, die mit ihm in Verbindung stehen. Niemand ist allein. Alle sind in
einem Netzwerk. Alle sind verbunden, bis hinein in Gott.
Ein drittes Blitzlicht entnehme ich dem heutigen Evangelium. Da wird erzählt, dass die
elf Jünger, also die engsten Vertrauten Jesu, zu einem Berg gehen, den ihnen der Herr
genannt hat. Es ist kurz vor der Himmelfahrt Jesu. Und dann heißt es: „Und als sie
Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder, einige aber hatten Zweifel.“ (Mt 28,17) Nieder-
fallen und zweifeln.
Das sind die zwei Dynamiken des Menschen im Blick auf Gott. Verehrung, staunen,
vertrauen, sich-anvertrauen. Und: fragen, zweifeln, ein Wagnis eingehen, nicht alles
im Griff haben, um den Glauben ringen.
Der Mensch darf so vor Gott sein, wie er ist. Und er wird geführt, in immer neuen
Schritten, auf eine Vertiefung hin, von dem Gott, der da ist. „Ich bin mit euch alle Tage
bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,20) Gott ist gegenwärtig, da, wirksam, wenn ich staune
und fest glaube, aber auch wenn ich zögere und unruhig bin und um das Vertrauen
ringe. Gott ist Gegenwart. Als Vater, als Sohn, als Geistkraft.
Kommen wir wieder zurück zur Dreifaltigkeitsikone. In der Mitte der Gestalten steht ein
Tisch. Und auf dem Tisch ein Kelch. Hinweis auf die Eucharistie. Der Platz vorne in
der Mitte ist leer. Das ist mein und dein Platz. Ich und du, wir dürfen Platz nehmen am
Tisch Gottes. Wir dürfen eintreten in seine Gegenwart und Gemeinschaft. Wir dürfen
die Lebenskraft des dreifaltigen Gottes empfangen.
Jakob Bürgler
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Datum: 26.05.2024
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