Mammon und Klugheit

Das Gleichnis Jesu irritiert und verstört. Was meint Jesus, wenn er sagt, dass der ungerechte Verwalter klug war? Gedanken dazu von Propst Jakob Bürgler findest du hier.

25. Sonntag im Jahreskreis

21. September 2025

 

Es ist schon sehr eigenartig und befremdlich, dass Jesus, der Herr, im heutigen Evangelium den ungerechten Verwalter lobt. Zumindest seine Klugheit lobt er. Da stimmt doch etwas nicht! Ist dieses Gleichnis vielleicht ein „Ausrutscher“, ein peinlicher Fehltritt in der Verkündigung Jesu?

Das kann doch nicht sein, dass der Herr das Verhalten eines solchen Verwalters positiv sieht und dazu noch als Vorbild hinstellt: Wenn es eng wird, einfach und vor allem auf das eigene Wohl zu schauen. Den Besitz eines anderen zu verscherbeln, um selber besser dazustehen. Zu leben nach dem Motto: „Eine Hand wäscht die andere“ – wenn ich dem anderen etwas „zustecke“, dann schaut auch für mich etwas heraus.

Jesus steht für eine andere Ethik. Er steht für eine Ethik, die sich nicht krummer Wege, nicht mieser Tricks bedient. Er deckt dunkle Machenschaften und Korruption auf. Er geißelt ein Verhalten, das sich anderer Menschen bedient, um es selber besser zu haben oder um selber besser dazustehen.

Was soll dann also das heutige Evangelium?

Der entscheidende Satz steht ganz am Schluss: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ (Lk 16.13) Damit man den Satz nicht gleich falsch versteht: Jesus ist kein Verächter von einem guten Leben, von Dingen, die das Leben schön machen, von einem freudigen Gebrauch der irdischen Dinge. Die Kritiker nennen Jesus „Fresser und Säufer, Freund von Zöllnern und Dirnen“. Jesus hat gerne gefeiert, war gerne eingeladen, hat das Leben als Gabe Gottes dankbar und mit Freude angenommen.

Aber: Er hat diesen Dingen nicht die letzte Bedeutung gegeben. Er hat dem Reichtum, dem Haben, dem Genuss, dem Konsum nicht alles andere untergeordnet und geopfert. Wenn das Haben zum Ziel des Lebens wird, dann meint der Mensch schließlich, er sei umso mehr, je mehr er hat. Wer dem Besitz die Macht gibt, der wird besessen. Beispiele gibt es zu jeder Zeit, auch heute.

Deshalb: Du kannst nicht dem Mammon und Gott dienen. Du kannst nicht den Besitz so in die Mitte deines Lebens stellen, dass er die Stelle Gottes einnimmt. Wer dem Mammon dient, der macht den Mammon zu Gott.

Und vielleicht ist das ein erster Zugang zum heutigen Evangelium, zum Gleichnis Jesu vom ungerechten Verwalter. Dass nämlich der reiche Mann, der den ganzen Besitz sein eigen nennt, und mit ihm dann auch dessen Verwalter, so leben, als ob alles von „immer mehr“ abhängen würde, dass die eigenen Taschen immer voller werden – auf Kosten der anderen. Die Schuldner werden ausgepresst, von ihnen wird immer mehr zurückverlangt, sie werden klein gemacht bis sie nicht mehr können. Das passiert dann, wenn der Mammon über allem steht.

Der Verwalter durchbricht nun diese Strategie. Vielleicht bewusst, vielleicht unbewusst. Er macht deutlich: So kann es nicht weitergehen. Er reduziert und erlässt die Schulden. Er setzt ein Zeichen. Und dieses Zeichen ist klug.

Ein zweiter Zugang: Biblisch gesehen ist jeder Besitz und alles Haben vorläufig, geliehen. Was ist habe, das kann ich nicht mitnehmen. Das Totenhemd hat keine Taschen, so sagen wir. Jeder Mensch kommt ohne Besitz auf die Welt, und er geht auch von dieser Welt ohne jeden Besitz.

Insofern ist der Mammon des reichen Mannes im Evangelium ein vorläufiger Mammon, kein Eigentum. Er gehört ihm nicht. Er ist von Gott geliehen. Und wenn ich begreife, dass alles, was ich habe, im Letzten nicht mir gehört, sondern mir nur geliehen ist, dann wird mein Klammern lockerer. Dann beginne ich loszulassen. Vielleicht hat der ungerechte Verwalter verstanden, dass aller Reichtum nur vorläufig ist und irgendwann einmal für ihn keinen Wert mehr hat. Dann ist es nämlich besser, ihn zu teilen. Auch das ist klug.

Was haben wir bisher entdeckt?

Ein Erstes: Damit der Mammon nicht zu Gott wird, darf ich ihn nicht in die Mitte stellen, ihn nicht zum Zentrum und zur Maxime des Lebens machen, nicht alles für ihn tun und opfern.

Ein Zweites: Wenn ich immer mehr will und immer mehr heraushole, dann brauche ich jemanden, der das unterbricht, der dem ein Ende setzt, sonst werde ich besessen und krank.

Und ein Drittes: Da im Leben alles nur geliehen ist – und das muss auch jeder anerkennen, der nur an dieses Leben denkt – ist es klug, die „Faust“ zu lockern und zu teilen. Das Loslassen einzuüben, damit einen das Loslassen-Müssen am Ende nicht fertig macht.

Auf diesem Hintergrund ist der ungerechte Verwalter wirklich klug. Nicht weil er anderen Unrecht zufügt, nicht weil er nur an sein eigenes Heil denkt, nicht weil er nach dem Motto lebt: Eine Hand wäscht die andere… machen eh alle so.

Der Verwalter ist klug, weil er den Mammon durchschaut. Weil er merkt, wie sehr der Mammon besessen macht. Weil er merkt, wie dumm es ist, alles auf die Karte „Besitz“ zu setzen, der einem in absehbarer Zeit durch die Finger rinnt. Wer das versteht, der ist klug.

Jakob Bürgler

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Datum: 21.09.2025

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