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20. Sonntag im Jahreskreis
17. August 2025
Wir alle kennen die Aussage des Astronauten Neil Armstrong, der als erster Mensch den Mond betreten hat. „Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer für die Menschheit.“ Es gibt in der Geschichte der Zivilisation immer wieder diese „kleinen“ Schritte, die eine unglaublich große Bedeutung haben. Zum Beispiel auch die Entdeckung des Feuers. Wie durch Feuersteine Funken erzeugt werden können und Feuer entsteht. Ein Meilenstein. Die griechische Mythologie sagt, dass das Feuer den Göttern gestohlen worden sei, von Prometheus.
Ein Problem aber hat lange bestanden: Wie das Feuer brennend halten? Was tun, damit das Feuer nicht ausgeht? Es brauchte nämlich Tag und Nacht eine Feuerwache, rund um die Uhr Menschen, die das Feuer gehütet haben. Und dann der nächste Meilenstein: Die Erfindung des Streichholzes. Mit dem Streichen an der Reibfläche konnte jederzeit wieder Feuer entzündet werden. Das Feuer war endlich im Griff des Menschen.
Mit dem Feuer, von dem die Bibel erzählt, ist es ganz anders. Einerseits müssen es die Menschen nicht von den Göttern stehlen. Gott schenkt es den Menschen von sich aus. Und: Dieses Feuer liegt nicht und niemals in der Verfügung des Menschen. Wir können es nicht entzünden, wir können es uns nur schenken lassen.
Das Feuer ist ein Bild für Gott. Gott ist Feuer. Das wird sichtbar in der bewegenden Erfahrung des Mose, der Gott im brennenden Dornbusch begegnet, in einem Feuer, das brennt und doch nicht zerstört. Im Gegensatz zu den Feuern, die derzeit an so vielen Orten wüten, ist Gott ist ein positives Feuer, nicht ein Feuer, das verwüstet. Gott will so entzünden, dass nichts kaputt wird, dass Leben gelingt. Beim Auszug aus Ägypten ist Gott dabei als Feuersäule, die vorangeht. „Der Herr zog vor ihnen her, bei Tag in einer Wolkensäule, um ihnen den Weg zu zeigen, bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten. So konnten sie Tag und Nacht unterwegs sein.“ (Ex 13,21)
Und jetzt zum heutigen Evangelium. Jesus, der Feuerwerfer. Ein sehr unvertrautes Bild. Wir kennen Jesus eher als den Friedensstifter, als einen, der jene, die Frieden stiften, seligpreist. Jesus, der Feuerwerfer, ist uns eher fremd. „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ (Lk 12,49) „Als wolle er mit dem Evangelium einen Weltenbrand entfachen. Von ihm wird (außerbiblisch) das Wort überliefert: ‚Wer mir nahe ist, ist dem Feuer nahe.‘ Eine Leidenschaft für Gott und die Menschen brennt in ihm, heißer Atem angesichts von Unrecht und Not, eine brennende Sorge für Rechtlose und Erniedrigte. … Mit Pfingsten setzt ein Feuersturm ein. Der Funke springt über und lässt die Kirche entstehen aus allen Völkern und Nationen.“[1]
Der Feuersturm in der Kirche. Unsere Erfahrung ist leider oft eine andere. Das Feuer, das überspringen will, ist kraftlos. Die Reibefläche des Zündholzes scheint verbraucht oder feucht. „Der Enthusiamus unserer Herzen ist eingeschläfert unter allzu viel Ängstlichkeit und Routine. Darum zündet unsere Botschaft kaum noch. Die Spannung fehlt wie bei einer Batterie, die kaum noch etwas hergibt. Wo Christen kein Feuer mehr in sich spüren, wird alles müde und grau, langweilig und einfallslos. ‚Komm, Heiliger Geist, entzünde in uns das Feuer deiner Liebe.‘ Lass in Flammen aufgehen, was leeres Stroh geworden ist, verholzt, die Berge von Papier, die die Kirche bedecken … Entfache in uns das Feuer der Liebe zu Gott und den Nächsten.“[2]
Wir können uns fragen: Was macht das Feuer Jesu? Es zündet, damit neue Begeisterung und neuer Elan spürbar werden. Es reinigt, so wie ein Brennofen die Schlacke herunterbrechen lässt und das Gold freigibt. Und: Es trennt und klärt somit, was gut ist und was böse. Das verschweigt Jesus nicht. Das Feuer Gottes ist kein harmloses Feuer. „Vielleicht könnte die Kirche … wie ein Zündholz sein, mit dem Gott über die Reibflächen der Zeit streicht, um selbst immer neu das Feuer seines Geistes zu entfachen. Ganz ungefährlich ist das nicht. Man kann sich dabei die Finger verbrennen oder gar die Zunge.“[3]
Auch das ist ein bleibender Auftrag für die Kirche. Manchmal Klartext zu reden. Bei allem Wohlwollen und bei aller Liebe zum konkreten Menschen. Wie sagte schon Georg Christoph Lichtenberg, erster deutscher Professor für Experimentalphysik im Zeitalter der Aufklärung: „Es ist unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen.“
Jesus, der Feuerwerfer. Und das Streichholz als Bild: Es ist Gottes kreativer Geist, der auch heute zünden will und zündet. Gelegen oder ungelegen. Lassen wir den Funken heute neu zünden.
Jakob Bürgler
[1] Franz Kamphaus, Den Armen eine frohe Botschaft bringen. Patmos 2024, 189.
[2] Ebd. 190.
[3] Ebd. 190.
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Datum: 17.08.2025
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