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Mariä Himmelfahrt
15. August 2025
Meine inneren Bilder sind noch ganz lebendig. Und das, obwohl das Ereignis schon sehr lange her ist. Genauer gesagt hat sich das Ganze im Jahr 2004 zugetragen. Also vor mehr als 20 Jahren. Für mich war es einer der eindrucksvollsten Maria-Himmelfahrts-Tage. Wir waren unterwegs mit einem Bibelschiff, an der türkischen Küste entlang. Und den 15. August haben wir in Ephesus verbracht.
Ganz in der Nähe von Ephesus wird auf einem kleinen Hügel jener Ort verehrt, an dem der Tradition nach der Apostel Johannes und die Mutter Jesu, Maria, gelebt haben. Und dort wird an jenen Platz erinnert, an dem Maria zu Gott heimgegangen ist. Es wird nicht vom Tod Mariens gesprochen, sondern von der Entschlafung Mariens. Maria ist hineingeschlafen in die Herrlichkeit des Himmels. An diesem Platz haben wir die heilige Messe gefeiert. Unvergesslich! Es waren unglaublich viele Leute dort, unter ihnen auch nicht wenige Muslime. Auch sie verehren dort Maria, die Mutter Jesu.
Ein ganz besonderer Ort. Eine ganz besondere Erfahrung. Der Himmel so nahe. Die Gegenwart des Himmels so greifbar. Das Licht, in das Maria hinübergegangen ist, so spürbar. Unvergesslich! Ich möchte in meinen Gedanken kurz bei den drei Aussagen des heutigen Festes stehenbleiben und ein wenig darüber nachdenken: In den Himmel. Mit Leib und Seele. Aufgenommen.
In den Himmel.
Wenn die Bibel vom Himmel spricht, meint sie nicht einen geografisch bestimmten oder bestimmbaren Ort. Oben oder unten. Über den Sternen oder in unendlich weiter Ferne. Im Himmel gibt es ja weder Zeit noch Raum.
Himmel meint ein „Leben ganz bei Gott“. Es ist vor allem eine existentielle Aussage, eine Aussage über unser Leben. Alles ist hineingenommen in Gott. Nichts ist verloren. Keine selige Freude, keine Träne, keine Sehnsucht, keine Bitterkeit. Wer im Himmel ist, der ist ganz daheim.
Ich bin mir sicher, dass uns Menschen alle etwas verbindet: Der Wunsch im Herzen, ganz daheim zu sein. Einfach nur daheim sein zu dürfen. Wenn wir Maria im Himmel wissen, dann sehen wir unsere eigene Sehnsucht und Zukunft: Einmal ganz daheim sein zu dürfen.
Mit Leib und Seele.
Dass die Seele des Menschen unsterblich ist, dass sie irgendwo weiterlebt, das glauben viele Menschen. Aber der Leib? Unser Körper? Man sieht ja, dass er zerfällt. „Wir haben nicht nur einen Leib, wir sind Leib. Das Heil ist nicht nur in der Seele zu suchen, die sich schließlich aus dem Staub macht. Der Staub der Erde, die ganze Schöpfung mit dem Leib ist in die Vollendung einbezogen… Der Leib wird nicht nur wie eine ausgebrannte Rakete zurückgelassen… Der ganze Mensch ist in die Erlösung einbezogen, mit Leib und Seele, mit Hand und Fuß, mit Haut und Haaren.“[1]
Das bedeutet, dass der Körper mehr Bedeutung hat als nur eine mehr oder weniger schöne Hülle, die abgeworfen wird. Alles, was uns auf Erden ausmacht, wird verwandelt. In einen neuen Leib, den wir uns noch nicht vorstellen können.
Es ist interessant: Je weniger die Menschen an ein Jenseits glauben, desto perfekter und schöner muss der Körper auf Erden sein. Und dann auf einmal hat er keine Bedeutung mehr. Da lobe ich mir unseren christlichen Glauben: Unser Leib ist bewohnt vom Heiligen Geist, und er wird gewandelt.
Aufgenommen.
Es gibt einen großen Unterschied zwischen der Himmelfahrt Christi und der Himmelfahrt Mariens. Christus geht heim in den Himmel. Maria wird in den Himmel heimgeholt. Sie wird aufgenommen. Sie wird empfangen.
Auch das ist eine ganz tiefe Sehnsucht im menschlichen Herzen: Aufgenommen zu werden. Erwartet, geliebt, angenommen, akzeptiert. Vielleicht haben manche von uns die gegenteilige Erfahrung schon machen müssen: in einer Freundschaft, bei der Arbeit, als Kind in einer Familie oder in der Schule – nicht angenommen zu sein, nicht gewollt, gemobbt, ausgeschlossen, an den Rand gedrängt. Das tut furchtbar weh. Das kränkt die Seele ganz tief.
Jesus Christus nimmt Maria auf. Er öffnet seine Arme und sein Herz. Das ist auch unsere Zukunft als glaubende Menschen. Und die Folge für unser Leben hier, in der Welt? Mit allen erdenklichen Schritten versuchen, einander aufzunehmen, anzunehmen, willkommen zu heißen, mit Interesse zu erwarten. Fangen wir heute wieder an. Und ich bin sicher: Wenn wir die Aufnahme leben, dann ändert sich die Kirche.
Jakob Bürgler
[1] Franz Kamphaus, Den Armen eine frohe Botschaft bringen. Patmos Verlag 2024, 236.
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Datum: 15.08.2025
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