Gehen. Gepäck. Gelassenheit.

Die seelsorgliche Arbeit braucht eine neue Aufmerksamkeit. Am Säkulumssonntag hat Dompfarrer Jakob Bürgler drei Grundhaltungen meditiert: Gehen. Gepäck. Gelassenheit. Seine Predigt findest du hier.

14. Sonntag im Jahreskreis | Säkulumssonntag

6. Juli 2025

Dom zu St. Jakob

 

Vielleicht können sich manche von euch noch an meine Gedanken beim Einstand als Dompfarrer erinnern. Ich habe damals drei Schwerpunkte genannt, die alle mit dem Buchstaben G beginnen: Gastfreundschaft, Glaube, Gebet. 3 G. Heute am Säkulumssonntag sind es wieder drei G. Drei G, die als Orientierungspunkte für unser gemeinsames Leben und Arbeiten von Bedeutung sind. Drei 3, ausgehend vom heutigen Evangelium: Gehen, Gepäck, Gelassenheit.

Irgendwie klingt das Evangelium heute etwas aus der Zeit gefallen, nicht passend zu unserer Zeit, wenn es heißt: „Die Ernte ist groß…“ (Lk 10,2) Wo ist die Ernte groß für die Kirche? Es wird ja augenscheinlich immer weniger. Und es gibt immer mehr Leute, die vom Glauben und von der Kirche scheinbar nichts wissen wollen, die distanziert sind und auf Abstand bleiben. Wir haben ja nicht gerade das Problem, dass wir „überquellen“. Wo also ist die große Ernte?

Vielleicht müssen wir einen neuen Blick einüben. Vielleicht geht es gar nicht um die Menge des Erfolges, sondern vor allem um eine neue Aufmerksamkeit. Und deshalb die 3 G: Gehen, Gepäck, Gelassenheit.

Gehen

Eindrücklicher geht es nicht. Jesus sendet die Seinen zu den Menschen. Sie sollen sich auf den Weg machen. Sie sollen los-gehen. Nicht daheim bleiben und warten, und jammern, dass niemand kommt, dass niemand Interesse hat. Gehen.

„Das Wichtigste im Leben und Wirken Jesu geschieht auf dem Weg. Er hat als Wanderprediger gewirkt, nicht als etablierter Hohepriester am Tempel in Jerusalem. Er ist von Ort zu Ort gegangen und die Menschen dort aufgesucht, wo sie leben. So sendet er auch seine Jünger aus.“[1]

Vielleicht sind wir in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zu viel gesessen. Haben zu viele Sitzungen gehabt. Zu viel geredet und zerredet. Sind stecken geblieben in den Planungen und im Klagen über die heutige Zeit. Natürlich: Besprechungen und auch klärende Gespräche sind notwendig, Planungen. Aber damit allein kommt noch keine Bewegung in Gang. „Und man wird oft in den quälenden Diskussionen den Eindruck nicht los: Es bewegt sich nichts!“[2]

Ich bin zutiefst dankbar dafür, dass wir am Dom so viele Menschen haben, die sich im vergangenen Jahr auf den Weg gemacht haben. Zu den Menschen. Zu den Anliegen der Menschen. In ihre Lebenswelt hinein. Da ist einiges an Bewegung entstanden. Der Pilgermonat ist ein gutes Beispiel dafür.

Gepäck

Man könnte sagen: Jesus schickt die Jünger mit leichtem Marschgepäck auf den Weg. Kein Geldbeutel, keine Vorratstasche, keine Schuhe. Etwas mickrig. Aber: Mit wenig Gepäck geht es sich leichter.

Wer mit dem Auto in den Urlaub fährt, kann viel einpacken, das ganze Auto vollstopfen. Wer mit dem Zug fährt, muss schon besser überlegen, was er mitnimmt. Und wenn sich jemand auf den Weg von Berghütte zu Berghütte macht, dann zählt jedes Kilo.

„Was hat sich alles angesammelt in der Kirche im Laufe der Jahrhunderte! Was schleppen wir alles mit uns herum! Vieles hindert uns, nahe bei den Menschen zu sein. Es kann uns zudem ganz in Anspruch nehmen.“[3] Die Verwaltung kann uns auffressen, oder die Kontrolle über alles, was wir tun. Die Fülle an Dingen, die immer schon so waren. Und wir haben keine Zeit und keine Energie mehr zu schauen, was die Leute heute brauchen, wo wir spontan und beweglich sein müssen, flexibel.

Was gehört zum wesentlichen Gepäck? Drei Dinge sind es, die ich in Taizé gelernt habe: Freude, Einfachheit, Barmherzigkeit. In allem ein frohes Herz bewahren, einen einfachen Stil des Miteinander pflegen, und einen wertschätzenden und heilsamen Blick.

Gelassenheit

Wie sagt es Jesus? „Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind.“ (Lk 10,20) Nicht der Erfolg zählt, sondern das Vertrauen, dass Gott am Werk ist. Dass vor allem er etwas weiterbringt. Es geht nicht darum, dass wir super sind, sondern dass Jesus Christus etwas aufbauen kann.

„Eine überschätzte Kirche denkt Gott zu klein, als habe er nur dann eine Chance, wenn die Kirche mit ihren pastoralen Instrumenten dazwischentritt. Gott sei Dank ist Gott viel größer. … Die Botschaft sind nicht wir selbst. … Es geht nicht darum, dass wir ankommen, sondern dass er ankommt.“[4]

Wir dürfen im guten Sinn gelassen sein. Was nicht geht, geht nicht. Was nicht wachsen will, das will nicht wachsen. Geistliche Dinge können nicht erzwungen werden. Jesus, der Herr, lässt wachsen, nicht wir. Wenn wir das begreifen, werden wir gelassener. Und wenn wir gelassener werden, werden wir auch bescheidener.

 

Auch heute wieder 3G: Gehen – etwas wagen, sich auf den Weg machen, nicht einfach sitzenbleiben und konsumieren. Gepäck – loslassen lernen, was nicht mehr lebendig und fruchtbar ist. Gelassenheit – die Ernte ist groß, aber den Erfolg machen nicht wir. DANKE allen für das gute Miteinander!

Jakob Bürgler

 

 

 

 

 

[1] Franz Kamphaus, Den Armen eine frohe Botschaft bringen. Patmos 2024, 172.

[2] Ebd.

[3] Ebd. 173.

[4] Ebd.

Kategorie:

Datum: 06.07.2025

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