Wer ist Jesus? Der Anspruch Jesu

Wer ist Jesus für dich? Wer als Christin oder Christ leben will, kommt um diese Frage nicht herum. Gedanken dazu von Unipfarrer Jakob Bürgler findest du hier. Bild: Klara Sturm

12. Sonntag im Jahreskreis

22. Juni 2025

 

 

Meinungsumfragen sind Teil unseres Lebens. Was denkst du? Was ist deine Meinung? Wie siehst du die Sache? Wie soll ein Problem gelöst werden? Wie eine Angelegenheit entschieden werden?

Es vergeht keine Woche, in der nicht irgendeine Frage an die Leute gerichtet wird mit der Bitte, die eigene Meinung kundzutun, Stellung zu nehmen, zu sagen, was man denkt. Und wie zu erwarten kommen dabei die unterschiedlichsten Antworten zustande. Auffällig ist: Einstimmig geht gar nichts.

Meinungsumfragen sind interessant. Sie bekommen Aufmerksamkeit. Immerhin legen sie offen, was und wie die Leute denken, was ihnen wichtig ist, was gerade in ist, welche Wahl getroffen wird, wem geglaubt wird und vieles mehr.

Man könnte nun sagen: Jesus startet im heutigen Evangelium eine Meinungsumfrage. „Für wen halten mich die Leute?“ (Lk 9,18) Was denken sie über mich? Wie schätzen sie mich ein? Wer bin ich für sie? Und es wird sichtbar, was die Leute so denken, was in der Luft liegt, was geredet wird, was von diesem Wanderprediger Jesus gehalten wird. Und wie in Umfragen üblich, kommen die verschiedensten Antworten zustande: Johannes der Täufer, Elija, einer der alten Propheten,…

Und jetzt wird es spannend: Jesus richtet die Frage nicht mehr an „die Leute“, nicht mehr an die Vielen, die ihre unverbindliche Einschätzung abgeben, sondern an die Jünger, an jene, die seine Freunde sind, die mit ihm unterwegs sind. Auf einmal geht es um konkrete Personen, um mich, um meinen ganz persönlichen Zugang, um meine tiefste, innere Haltung. Es geht nicht mehr um irgendwelche Meinungen, um das, was Leute so für wahr halten, sondern um das, was für mich wahr ist, was für mich zählt und gilt. „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ (Lk 9,20)

Petrus antwortet. Er geht in die Vorlage. Er bezieht Stellung. Ganz persönlich. „Für den Christus Gottes.“ (Lk 9,20) Eine starke Aussage. Nicht nur ein Allgemeinplatz, so nach dem Motto: „Du bist ein besonderer Mensch. Du bist ein Mensch mit Vollmacht. Du gehörst du den ganz Großen.“ Nein: Du bist der Christus Gottes. Mit dieser Aussage trifft Petrus ins Schwarze. Er trifft ins Schwarze deshalb, weil er die Sendung und den Anspruch Jesu punktgenau ins Wort bringt: Die Autorität, in der Jesus auftritt, seine Selbstoffenbarung, seinen Anspruch. Jesus ist der Messias. Jesus ist der von Gott gesandte und der von den Menschen erwartete Heilsbringer. Jesus ist der Grundstein für einen neuen und bleibenden Bund Gottes mit den Menschen. Jesus ist der, in dem Gott zu den Menschen kommt. Eine starke Aussage und Ansage: Jesus ist DER Orientierungspunkt, DIE Autorität, DER Referenzpunkt, DIE Wahrheit.

Von J.S. Lewis, einem bekannten irischen Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, der als bekennender und überzeugter Atheist zum christlichen Glauben gefunden hat, gibt es zu diesem Thema einige markante Aussagen: „Du musst dich entscheiden: entweder war und ist dieser Mann der Sohn Gottes, oder er ist verrückt oder schlimmer. … Aber kommen Sie mir nicht mit diesem moralisierenden Quatsch, er sei ein großer menschlicher Lehrer. Diese Option hat er uns nicht offengelassen. Das wollte er nie.“ Oder an anderer Stelle: „Wenn das Christentum falsch ist, ist es bedeutungslos; wenn es stimmt, ist es von unendlicher Bedeutung. Was es nicht sein kann: ein bisschen wichtig.“

„Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ (Lk 9,20) Diese Frage Jesu gilt nicht nur den Zeitgenossen Jesu, sondern auch den Jüngern von heute, sie gilt uns. „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Wer ist Jesus für dich, für mich? Das Ganze ist keine allgemeine Meinungsumfrage, kein unverbindlicher Smalltalk. Die Frage richtet den Blick auf den innersten Kern unserer, meiner Beziehung zu ihm.

Auf der einen Seite wird uns die Antwort nicht schwer fallen: „Ja, du bist der Herr, der Gesandte Gottes. Du bist der, auf den ich meine Hoffnung setze.“ Auf der anderen Seite bleiben die Frage nach dem, wer Jesus für mich ist, und auch die Antwort darauf lebenslange Begleiter. Sie markieren eine Suche, eine Entdeckungsreise, manchmal auch ein Ringen. Es gibt Tage, an denen alles ganz klar und eindeutig erscheint, und es gibt Tage, an denen sich Zweifel oder auch Müdigkeit regen, an denen sich Wolken vor die Strahlkraft des Bekenntnisses schieben. Die Frage nach der Bedeutung und der Wahrheit Jesu ist eine Herausforderung, der wir uns ein ganzes Leben lang nur annähern können. 

Das Christentum wird manchmal beschrieben als Religion der Nächstenliebe, als soziale und caritative, menschenfreundliche „Bewegung“. Und das stimmt auch. Aber: Im Kern ist das Christentum eine Beziehung, eine Freundschaft, eine Ausrichtung auf ein persönliches Gegenüber. Christ-Sein bedeutet: Eine Freundschaft leben mit Jesus, dem Christus. Und deshalb ist die Frage so wichtig: Für wen hältst du mich? Wenn Jesus mich fragen würde: Was würde ich sagen?

Jakob Bürgler

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Datum: 22.06.2025

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