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4. Sonntag der Osterzeit
11. Mai 2025
Das Bild des Guten Hirten ist uns sehr vertraut. Jesus, der gute Hirte. Jesus, der sich um seine Schafe kümmert. Ja mehr noch: Jesus, der sich aufopfert für seine Schafe. Jesus, der sein Leben hingibt für sie. Jesus, der gute Hirte, der zugleich das Opferlamm ist. Und dieser gute Hirte macht Aussagen über sich selbst. Darüber, wie er ist. Was er tut. Wie er sich um seine Schafe kümmert.
Ich möchte heute bei drei dieser Aussagen innehalten und darüber nachdenken, was sie für uns heute bedeuten.
„Meine Schafe hören auf meine Stimme.“ (Joh 10,27)
Rund um die Wahl des neuen Papstes ist sehr oft gesagt und betont worden, dass es nicht darum geht, denjenigen zu wählen, den jemand unbedingt haben will, sondern denjenigen, der von Gott ausgewählt ist. Also nicht den eigenen Vorlieben zu folgen, den eigenen Strategien, den eigenen Zielen, sondern auf eine „Stimme von oben“ zu hören, auf eine „innere“ Stimme, und sich von dieser Stimme leiten zu lassen. Der Stimme Gottes zu folgen. Der Stimme des guten Hirten. Um das geht es. Inmitten der vielen Stimmen die Stimme des guten Hirten zu erlauschen.
Für mich ist ein schönes Bild dafür, was wir von Embryonen im Mutterleib wissen. Sie sehen die Mutter und den Vater nicht, aber sie hören sie. Und sie erkennen ihre Stimme und verbinden sie mit den konkreten Menschen, weil sie sie schon im Mutterleib erlauscht und ein Vertrauen zu ihnen aufgebaut haben. Das braucht ein gutes Hörvermögen, mit den Ohren und mit dem Herzen.
Die Aufgabe für jeden Christen und für jede Christin: Lauschen lernen, hören lernen. Die Stimme des guten Hirten erspüren lernen inmitten all der Dinge, die im Leben passieren und die uns umtreiben und beschäftigen. Was will mir die Stimme Jesu sagen?
„Ich kenne sie.“ (Joh 10,27)
Das ist eine wunderbare Aussage des guten Hirten. Er kennt die Seinen. Und damit tut er etwas, was jeder Mensch zutiefst ersehnt: Gesehen zu werden, gekannt zu werden, nicht nur eine austauschbare Nummer zu sein. Er, Jesus Christus, kennt mich. Er weiß um mich. Er weiß um meine schönen Seiten und um meine Abgründe. Er weiß um das, was ich mir ersehne und was mich niederdrückt. Er nimmt mich in meiner Einzigartigkeit und Einmaligkeit wahr. Und er liebt mich. Er hat mich gern.
Im vergangenen Sommer habe ich im Ausland eine besondere Predigt erlebt. Der Priester hat von den Millionen Bakterien gesprochen, die in kürzester Zeit im Verdauungstrakt des Menschen eingehen und sterben. Andauernd. Im Vergleich mit dem riesengroßen Universum, so hat der Prediger ausgeführt, sind wir wie kleinste Bakterien. Unser Leben: Nur ein kurzes Aufflackern. Aber: Wir glauben, dass der gute Hirte uns kennt, jede einzelne Zelle, jedes kleinste Geschöpf. Ihm entgeht nichts. Er umfängt alles mit seiner Zuneigung und Sorge.
„Ich und der Vater sind eins.“ (Joh 10,30)
In diese Aussage gipfelt das heutige Evangelium. Der gute Hirte Jesus Christus bezieht seine Stärke von seinem Vater her, von Gott. Gott ist so stark, dass kein Wolf ein Schaf entreißen kann. Und nicht nur das: Der gute Hirte Jesus und der Vater sind untrennbar miteinander verbunden. Das ist letztlich der Grund, warum Jesus sterben musste. Ihm wurde Gotteslästerung vorgeworfen. Er habe Gott gelästert, weil er sich als Sohn Gottes ausgegeben habe. Als einen, der Gott unvergleichlich nahe ist.
Der Hirte Jesus als Ikone Gottes, einzigartig. Aber welche Bedeutung hat das wirklich für uns? Von J.S. Lewis gibt es einige markante Aussagen: „Du musst dich entscheiden: entweder war und ist dieser Mann der Sohn Gottes, oder er ist verrückt oder schlimmer. … Aber kommen Sie mir nicht mit diesem moralisierenden Quatsch, er sei ein großer menschlicher Lehrer. Diese Option hat er uns nicht offengelassen. Das wollte er nie.“ Oder: „Wenn das Christentum falsch ist, ist es bedeutungslos; wenn es stimmt, ist es von unendlicher Bedeutung. Was es nicht sein kann: ein bisschen wichtig.“
Das heutige Evangelium will uns anstoßen, über die Bedeutung Jesu für mein Leben nachzudenken. Welche Autorität gebe ich ihm? Lasse ich ihn wirklich meinen guten Hirten sein?
Jakob Bürgler
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Datum: 11.05.2025
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