Wie der Auferstandene heute wirkt

Eine Reise der Unipfarre nach Rom wurde in der vergangenen Woche zu einem unvergesslichen Erlebnis. Wir wurden Zeug:innen der Dankbarkeit für Papst Franziskus anlässlich der Vorbereitung seines Begräbnisses. Gedanken dazu von Unipfarrer Jakob Bürgler, ausgehend vom Evangelium des Sonntags, findest du hier.

2. Sonntag der Osterzeit

27. April 2025

 

Meine Gedanken sind heute immer wieder in Rom. Gestern bin ich zurückgekehrt von einer unvergesslichen und sehr bewegenden Reise der Unipfarre zum Heiligen Jahr. Einige von uns sind mit mir gereist, andere sind noch beim Begräbnis von Papst Franziskus geblieben. Was wir in dieser Woche erlebt haben, hat sich tief in mein Inneres eingeschrieben.

Wir hatten eine Reise wie viele andere geplant, aber es kam ganz anders. Wir tauchten ein in Tage der Trauer um den verstorbenen Papst, in ein Ritual von Wertschätzung und Verabschiedung, in einen ungeheuren medialen Rummel und in die Allgegenwärtigkeit von Polizei und unzähligen helfenden Menschen. Unvergesslich. Bei der Vorbereitung auf diese Predigt ist mir all das noch einmal durch den Sinn gegangen.

Das Evangelium erzählt vom Apostel Thomas, der einfach nicht glauben kann, was ihm die anderen erzählen, der zweifelt und innerlich ringt, und der überrascht wird von einer Begegnung, die alles in ein neues Licht taucht. Ja, Jesus, der Herr, lebt! Es stimmt, was die anderen sagen. Und die Antwort des Thomas kommt aus seinem tiefstem Herzen: „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28)

Es zahlt sich aus, das Leben auf ihn hin auszurichten, ihn in den Mittelpunkt zu stellen. Das hat uns auch Papst Franziskus vorgelebt. Bis zum Schluss. Bis zum letzten Atemzug hat er sein Leben auf Jesus Christus ausgerichtet. Immer bereit, die Freude des Evangeliums weiterzusagen und zu teilen. Immer bereit, zu einem Vertrauen und zu einer Hoffnung zu ermutigen, die nicht aus ihm selber gekommen ist.

Ich möchte bei den ersten Sätzen des Evangeliums bleiben, innehalten bei zwei Worten des Auferstandenen an die verschreckten Jünger. „Friede sei mit euch!“ (Joh 20,19) und: „Empfangt den Heiligen Geist!“ (Joh 20,22)

In dieser kurzen Passage aus dem Johannesevangelium, die wir gehört haben, in dieser Begegnung am Ende des ersten Tages der Woche, wird ein Satz immer wieder wiederholt, drei Mal: „Der Friede sei mit euch!“ Das ist der Gruß des Auferstandenen an jene, die ihn fürchterlich im Stich gelassen haben. Keine Schelte. Keine Vorwürfe. Kein Donnerwetter. Friede sei mit euch!

Es ist der Gruß des Auferstandenen an die Welt. Es ist sein Wunsch für die Welt. Friede. Friede im Herzen und Friede im Miteinander. Das brauchen wir dringend! Friede in unsere seelische Not hinein, in unsere Angst und Schuld, in alle Bitterkeit und in die Spannungen, die uns zerreißen. Friede für die Länder, die schon so lange unter Krieg leiden, für die  furchtbaren Krisenschauplätzen der Erde.

Am Donnerstagabend haben sich die meisten unserer Pilgergruppe in die lange Schlange derer eingereiht, die beim Sarg von Papst Franziskus Abschied nehmen wollten. In mir trage ich noch eine Erinnerung ganz lebendig. Die sich einreihenden Menschen, von der Heiligen Pforte bis zum Sarg, unzählige Leute: Alle still, gesammelt, in innerer Aufmerksamkeit. Dieses Warten hat für mich einen ganz tiefen Frieden spürbar gemacht. Und es hat mich etwas erleben und erahnen lassen, was Papst Franziskus ein ganz großes Herzensanliegen war: Friede. Es war, als ob vom verstorbenen Papst dieser Friede ausginge, als ob in seiner Gegenwart etwas möglich würde, was wir so sehr ersehnen. „Friede sei mit euch!“

Und dann haucht Jesus die Jünger an und sagt: „Empfangt den Heiligen Geist!“ Dieses Detail des Evangeliums spricht mich besonders an. Jesus schenkt seinen Freunden einen neuen Atem. Er be-atmet sie, mit einem neuen Geist. Er haucht sie an. Jesus haucht ihnen neues Leben ein. Man könnte es auch als Wiederbelebung beschreiben.

In Debant in Osttirol gibt es seit einigen Jahren ein zeitgenössisches Kunstwerk, das Alois Fasching, ein Künstler aus Dölsach, geschaffen hat. Es ist im Altarraum, ganz im Zentrum der Kirche, positioniert. Es zeigt die Szene des heutigen Evangeliums. In der Mitte der Auferstandene, rund um ihn herum die Jünger. Und mit einem kräftigen Stoß verschenkt der Herr seinen Atem. Das Gesicht, der Mund, alles drückt diese Botschaft aus: Ich schenke euch meinen Atem.

Das wünsche ich mir sehr: Dass wir alle, die ganze Kirche, die jungen Menschen, alle, denen der Glaube wichtig ist, und auch die vielen, die auf der Suche nach dem Sinn in ihrem Leben sind oder sich nach einem tieferen Leben sehnen, diese Erfahrung machen dürfen: Der lebendige Jesus ist da. Er ist wirksam. Er haucht uns neue Glaubensfreude ein. Er lässt uns aufatmen.

Für mich war diese Erfahrung bei der Romreise spürbar. Auch in unserer kleinen Pilgergruppe. Noch gut in Erinnerung ist mir eine Aussage einer Teilnehmerin, die sinngemäß so gelautet hat: „Ich habe die Nähe zum Glauben in den letzten Jahren etwas verloren. Jetzt habe sie wieder neu gespürt.“ Erbitten wir für uns und für die Unipfarre diese Frische und diesen Esprit der frohen Botschaft, und dass der neue Atem Jesu ausstrahlt und anzieht und Mut macht.                                                                                                              

Jakob Bürgler

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Datum: 27.04.2025

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