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Hochfest des Heiligen Josef
19. März 2025
Jesuitenkirche
Ein Pfarrer soll einmal die Predigt am Festtag des Heiligen Josef so begonnen haben: „Der Heilige Josef war ein Tischler. Tischler arbeiten mit Holz. Der Beichtstuhl besteht aus Holz. Ich möchte heute über das Beichten predigen.“
Sehr kreativ! Vielleicht doch etwas an den Haaren herbeigezogen? Auf alle Fälle unerwartet. Was erwartet euch heute? In den letzten Jahren habt ihr schon unterschiedliche Gedanken zum Heiligen Josef gehört: Gedanken zu Arbeit und sozialen Themenstellungen, zu Politik und Wirtschaft. Gedanken zu einem geistlichen Lebensstil. Gedanken zur Verehrung des heiligen Josef.
Die Heilige Schrift erzählt, dass Josef ein gerechter Mann war. Er nimmt Maria, seine Verlobte – eine Frau, die ein Kind erwartet – zu sich. Er wird damit zum Ziehvater von Jesus. Josef ist ein Mann, der uns den Wert jeglicher Arbeit, besonders auch den Wert des Handwerks vor Augen führt. Er lässt uns über den Sinn von Arbeit und Leistung und Gerechtigkeit nachdenken. Josef ist einer, der gerade für Männer ein Vorbild religiösen Lebens darstellt.
Ich möchte heute einen anderen Ansatz wählen. Vielleicht kreativ. Für manche vielleicht an den Haaren herbeigezogen. Für mich jedenfalls eine Botschaft für unsere Zeit. Der Heilige Josef spricht ein dreifaches Ja in seinem Leben: Ein Ja zur Frau. Ein Ja zum Kind. Ein Ja zu Gott.
Ein Ja zur Frau. Im Evangelium haben wir vom Traum des Josef gehört. Man kann sich gut vorstellen, wie Josef hin und her überlegt hat, wie ihn die Frage, was er denn tun soll, einfach nicht in Ruhe gelassen hat. Soll er Maria zu sich nehmen oder einfach gehen? Wichtig erscheint mir eines: In der damaligen Zeit war für jene Frauen, die entweder beim Ehebruch ertappt wurden oder außerhalb der Ehe Mütter geworden sind, eine brutale Strafe vorgesehen: Die Steinigung. Josef hat Maria vor der Steinigung bewahrt. Er hat ihr eine Zukunft eröffnet. Vielleicht könnte man sogar sagen: Josef hat Maria das Leben gerettet. Josef hat Ja zur Frau gesagt.
Im Blick auf den Heiligen Josef ist es unsere Aufgabe, uns für die Förderung von Frauen einzusetzen, für deren Gleichstellung: Für Chancengleichheit, für eine gerechte Bezahlung, für eine Absicherung durch Sozialleistungen, für die Wertschätzung ihrer Arbeit auch in der Pension. Das Anliegen der Frauenförderung gilt auch für uns als Kirche. Die Ebenbürtigkeit von Mann und Frau, die der Schöpfung zugrunde liegt, braucht dringend Aufmerksamkeit und entschiedenes Handeln. Ja sagen zur Frau.
Ja sagen zum Kind. Maria erwartet ein Kind – wie auch immer es dazu gekommen ist. Josef ist vor den Kopf gestoßen. Im Traum wird ihm der Grund eröffnet: Gott selber öffnet durch Maria einen neuen Weg. Auf alle Fälle bedeutet das für Josef, Ja zu sagen zum Kind, nicht nur zur Frau. Einem Kind Obdach zu geben, es in das eigene Leben hineinzunehmen, Verantwortung zu übernehmen, Erziehungsaufgaben wahrzunehmen, die Grundlage für ein gutes Leben zu legen, gemeinsam mit der Mutter.
Mich bedrängt sehr, dass immer mehr Kinder und junge Menschen mit dem Leben nicht mehr zurechtkommen. Die Zahl jener Kinder und Jugendlichen, die psychische Probleme haben und therapeutische oder psychiatrische Hilfe brauchen, steigt stark. Was ist das für eine Gesellschaft, in der Kinder und junge Menschen krank werden? Im Blick auf den Heiligen Josef ist es unsere Aufgabe, Kindern ein gutes und gesundes Aufwachsen zu ermöglichen. Das bedeutet, sich stark zu machen für eine gute und nachhaltige Erziehung. Sich für Kinderbetreuungsplätze einzusetzen. Sich für die Wahlfreiheit von betroffenen Müttern und Vätern zu engagieren, wie sie Beruf und Erziehung zusammenbringen können. Und es bedeutet, jene Leistungen zu honorieren, auch finanziell, die durch Erziehung eingebracht werden und die so wichtig sind für die Zukunft unser Gesellschaft. Ja sagen zum Kind.
Und schließlich: Ja sagen zu Gott. Josef kann seinen anspruchsvollen Weg deshalb wählen, weil er ein frommer Mensch war. Das Wort „fromm“ klingt in unseren Ohren so weltfremd, übertrieben, überkorrekt. Eigentlich bedeutet „fromm“, dass einem Menschen die Beziehung zu Gott ganz wesentlich ist. Josef hat seine Beziehung zu Gott innig gelebt. Und weil er auf Gott vertraut hat, konnte er Ja sagen zu seiner Lebensberufung.
Was passiert, wenn Gott aus dem Leben verschwindet, wenn keine Autorität mehr über uns ist? Dann werden Menschen zu machtgierigen Egomanen, zu machtbesessenen Despoten. Der Glaube an Gott bedeutet nicht die Erniedrigung des Menschen, sondern allein die Zuordnung des richtigen Platzes in der Welt, und das im Wissen, dass der Mensch nicht alle Macht der Welt hat, dass er nicht alles im Griff hat und dass er hin geordnet ist auf einen, der größer ist. Der Glaube an Gott.
Es gibt ein schönes Wort von Gilbert Keith Chesterton: „Wer nicht an Gott glaubt, der glaubt nicht nichts, sondern er glaubt alles.“ Auch das ist eine Erfahrung unserer Zeit. Was die Leute heute nicht alles so zusammenglauben! Der Blick auf den Heiligen Josef ermutigt uns, entschieden und neu Ja zu sagen zu Gott, und die Verbindung mit ihm zu pflegen in einer religiösen Lebenspraxis. Ja sagen zu Gott.
Waren meine Gedanken kreativ? Oder vielleicht an den Haaren herbeigezogen? Oder zumindest unerwartet? Für mich ist es eine Botschaft für unsere Zeit: Ja sagen zur Frau. Ja sagen zum Kind. Ja sagen zu Gott. Im Blick auf den Heiligen Josef.
Jakob Bürgler
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Datum: 19.03.2025
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