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Aschermittwoch
5. März 2025
Johanneskirche
Gestern bei der Präsentation der Kunstwerke hier in der Johanneskirche ist mir ein Wort sehr nahe gegangen. Es hat mich seither begleitet: „Leerstelle“. Alle Darstellungen, die heuer zu sehen sind, haben das gemeinsam. Sie haben eine Leerstelle.
Die beiden Erdlinge: Sie kauern am Boden. Aus diesem Boden sind sie geformt. Aus den Bruchstellen ihrer Körper blitzen einige LED-Lichtspuren. So sind wir. Erdlinge. Staub zu Staub. Aus Erde geformt. Und gleichzeitig lebt in uns eine Würde, die irgendwo anders her kommt. Eine lichtvolle Würde. Eine höhere Energie? Vielleicht ein Hinweis, dass der Atem Gottes die Erdlinge durchdringt? Oder doch nur ein Bild für die digitale Vernetzung, die unser Leben bestimmt und nicht nur um uns, sondern vielleicht auch in uns ständig aufblitzt? Für mich ist es ein Hinweis, dass die transzendentale Dimension des Lebens, die göttliche Spur im Leben vielleicht nicht auf den ersten Blick sichtbar, aber unverwüstlich präsent ist.
Und die Hand der Erdlinge? Sie ist leer. Sie formt sich in einer Haltung, bei der wir ein Smartphone erwarten würden. So hält man ein Smartphone. So kauern wir und schauen und interagieren wir. Das ist unsere Welt. Aber das Smartphone ist nicht da. Eine eigenartige Leerstelle.
Die gleiche Leerstelle zeigt sich im Schaugefäß. Es ist gestaltet wie eine Monstranz, wie ein Zeigegefäß, das wir von der katholischen Liturgie her kennen. Nur ist die Öffnung dort rund. Und in der Öffnung zeigt sich der Leib Christi, die Kommunion. Christus gegenwärtig, präsent, da, im einfachen Zeichen des Brotes. Und bei diesem Schaugefäß? Erstens eine andere Form, wie ein Smartphone, und andererseits leer. Eine Leerstelle.
Und noch einmal begegnen wir dieser Leerstelle. Beim Altarblatt. Ein leeres Blatt Papier, gefasst mit einer feinen Goldrahmung. Die vielfältigen Bilder des Glaubens, bei uns die Figur des Heiligen Johannes Nepomuk, sind nicht mehr da. Es bleibt die leere Fläche, die Leerstelle. Welches Bild sehen wir dort? Was macht unseren Glauben aus? Die vielen Gedanken und Informationen und Zerstreuungen: Deuten sie unser Leben? Oder ist es die Begegnung mit einem Gott, der sich – bei aller Nähe und Gegenwart – doch immer auch entzieht?
Leerstelle. Diese Leerstelle gibt es auch im heutigen Evangelium. Almosen geben, beten, fasten. Keine Performance nach außen, keine Darstellung für andere, keine Selbstdarstellung. Was zählt ist das Innerste, das Herz. Nicht eine künstliche Wirklichkeit, sondern die echte Herzensregung. Die Fastenzeit lädt ein zur Frage: Was dominiert unser Leben? Was deutet unser Leben? Was bekommt unsere Aufmerksamkeit? Wer oder was hat Macht über uns? Es ist gut, Leerstellen zu spüren und auf tragfähige „Füllungen“ dieser Leerstellen zu achten.
PS Ein großes Danke an die Osttiroler Künstlerin Rosmarie Lukasser, auch an die Galerie Krinzinger.
Jakob Bürgler
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Datum: 05.03.2025
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